Magazin:Orient-ierung

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Mehr Differenzierung und weniger Klischee: Mit diesem Vorsatz wurde Zenith gegründet. Zwei Jahrzehnte später liegt die Jubiläumsausgabe am Kiosk.

(Foto: Zenith)

"Zenith" erklärt seit 20 Jahren ihrer Leserschaft den Nahen Osten. Über eine Zeitschrift, die mit einem geradezu paradoxen Untertitel gestartet ist.

Von Moritz Baumstieger

Viel Meinung, wenig Wissen - diese unausgewogene Kombination ist vielen Debatten zu eigen, die sich mit dem Islam und dem Nahen Osten befassen. 1999 trat eine Gruppe von Hamburger Studenten der Islamwissenschaften an, um das zu ändern. In der von ihnen gegründeten Zeitschrift Zenith wollten sie mit mehr Differenzierung und weniger Klischee über jene Länder und Völker schreiben, die damals Veteranen wie Peter Scholl-Latour mit leicht spätkolonialistischem Habitus erklärten. Dass das Team um Chefredakteur Daniel Gerlach ihrem Magazin zunächst den Untertitel "Zeitschrift für den Orient" gab, war da ein wenig paradox, wollten die Autoren doch gegen orientalistische Haltungen anschreiben.

"In Zeiten, wo Differenzierung kaum Platz hat, Tiefe rar ist, braucht Deutschland das Zenith-Magazin mehr denn je", sagte die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli am Donnerstag beim Fest zum zwanzigsten Geburtstag - am Grunddilemma der Islamdebatte hat sich wenig geändert. Beim Magazin selbst schon, das mittlerweile mit einer Auflage von bis zu 9000 Ausgaben erscheinende Heft ist von einem Hinterzimmer eines Hamburger Weinladens nach Berlin gezogen, hat einen Verlag und einen Thinktank aufgebaut. Und Chefredakteur Gerlach erklärt die Welt mittlerweile fast so oft im TV wie einst Scholl-Latour, mit der gleichen Bauchbinde: "Nahostexperte".

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