"Tatort"-Wiederholung im Ersten:Zäher Braten

Tatort Ludwigshafen - 'Kaltblütig'

Anna Loos als Katharina Brenner (Mitte) und die Fernsehkommissare Ulrike Folkerts als Lena Odenthal und Andreas Hoppe als Mario Kopper in einer Filmszene des Ludwighafen-Tatorts "Kaltblütig".

(Foto: dpa)

Trotz spannender Geschichte und tollen Schauspielern zieht sich der Ludwigshafener Tatort wieder wie Kaugummi. Da hilft auch kein kochender und rockender Assistent.

Von Holger Gertz

Nach zuletzt vier ziemlich aufregenden Tatorten ermittelt diesmal Lena Odenthal, die Adenauerin unter den Kommissaren: Keine Experimente. Man bekommt, was man erwartet, eine neue Folge aus der Serie: Rate mal mit Odenthal.

Wer ist der Mörder? Junge schöne Frau hatte tödlichen Unfall. Wer hat am Bremsschlauch rumgeschnibbelt? Der kaltgesichtige Freund? Oder doch eine der anderen schönen Frauen, die aus den Kulissen treten? Eine von ihnen ist Anna Loos, verhangener Blick, Schlupflideraugen, Kussmund auf dem Nachthemd. An den Schauspielern liegt es mal wieder nicht, dass der Ludwigshafener Tatort ein zäher Braten geworden ist.

Die Geschichte ist so konventionell erzählt. Ausführlich wird das Thema Bremsflüssigkeit besprochen, und immer wieder fassen Odenthal und ihr Assistent Kopper den Stand der Ermittlungen zusammen. "Ist der Mann so kaltblütig", fragt die Kommissarin, und Kopper sagt dann manchmal gar nichts, weil er im Prinzip auch keine Lust mehr hat.

Die Rede ist von Endlosschleifen und von Hamsterrädern, in denen die Tatverdächtigen sich gefangen fühlen. Aber auch die Ermittler finden keinen Ausweg mehr aus dem ewig gleichen Gang der Dinge. Kopper hat ja irgendwann mal mit der Kocherei angefangen, beim gemeinsam eingenommenen Mahl reden die beiden über den Fall und manchmal auch über sich selbst. Auch das ist inzwischen sehr langweilig.

Also haben sie Koppers Rolle etwas ausgebaut. Er kocht nicht nur, er rockt jetzt auch. Das macht es nicht besser. In dieser Episode trifft er sich mit ein paar Kumpels, sie schrammeln "Wish you were here" und "Folsom prison blues". Kopper trägt seine Batschkapp, die sogenannten Kumpels haben schlechte Frisuren und billige Jeansjacken. Gemeinsam hängen die Partykellergeister Abenteuern nach, die sie nie erlebt haben. Und was Frauen angeht, reicht es nur noch zu ranzigen Andeutungen.

Es gibt nicht viele Regeln im Leben, die man befolgen muss, eine davon gilt für Odenthal und Kopper so sehr wie für alle Routiniers da draußen: Entwickle ein Gespür dafür, wann es vorbei ist.

ARD, Sonntag, 20.15

Anmerkung der Redaktion: Diese Kolumne von Holger Gertz ist zur Erstausstrahlung von "Kaltblütig" 2013 erschienen und wurde zur Wiederholung der Folge in der Tatort-Sommerpause erneut veröffentlicht.

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