Süddeutsche Zeitung

Vetternwirtschaft in Angola:Der Mann hinter den "Luanda Leaks"

  • Der Whistleblower Rui Pinto, der durch die Enthüllung der "Football Leaks" bekannt wurde, soll auch für das Material der "Luanda Leaks" verantwortlich sein.
  • Pinto sitzt derzeit in Untersuchungshaft in seiner Heimat Portugal. Ihm werden Cyberkriminalität und versuchte Erpressung vorgeworfen.

Von Nicolas Richter

Bei der Quelle der jüngst veröffentlichten Luanda Leaks über systematische Vetternwirtschaft in Angola soll es sich um den Portugiesen Rui Pinto handeln. Er gilt auch als Quelle anderer Enthüllungen wie etwa der Football Leaks.

Dies teilte am Montag die Organisation "Platform to Protect Whistleblowers in Africa" (PPLAAF) mit, die das Luanda-Leaks-Material einem internationalen Journalistenteam zur Verfügung gestellt hatte. An der anschließenden Recherche hat auch die Süddeutsche Zeitung mitgewirkt. "Die Luanda Leaks wurden PPLAAF durch den Whistleblower Rui Pinto anvertraut, der damit Aktivitäten offenlegen wollte, die illegal sind oder gegen das öffentliche Interesse verstoßen", hieß es auf der Website von PPLAAF. Deren Chef William Bourdon, der zugleich als Rechtsanwalt Pinto vertritt, erklärte: "PPLAAF ist erfreut, dass ein Whistleblower vor aller Welt Handlungen offenlegt, die dem internationalen öffentlichen Interesse zuwiderlaufen."

Rui Pinto, 31, ist als Quelle des Enthüllungsprojekts Football Leaks bekannt geworden, das etliche dubiose bis illegale Vorgänge im internationalen Fußballgeschäft offengelegt hat. Über das Material haben als Teil des Recherchenetzwerks European Investigative Collaborations unter anderem der Spiegel und der NDR berichtet. Pinto trat zunächst unter dem Tarnnamen John auf, bis er sich später unter seinem richtigen Namen offenbarte.

Er versteckte sich zeitweise in Ungarn, im Frühjahr 2019 aber wurde er aufgrund eines europäischen Haftbefehls aus seiner Heimat an Portugal ausgeliefert. Dort sitzt er derzeit in Untersuchungshaft und wartet auf seinen Strafprozess, der im Frühjahr beginnen soll. Die portugiesische Justiz wirft ihm unter anderem Cyberkriminalität und versuchte Erpressung vor. Pintos Anhänger sehen in ihm einen Whistleblower, dessen Arbeit im Dienste der Allgemeinheit nicht kriminalisiert werden dürfe.

Nun erklärt Pintos Anwalt Bourdon, sein Mandant habe auch das Material der Luanda Leaks beschafft. Die Whistleblower-Plattform PPLAAF hatte dieses Material zunächst mit dem International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) geteilt, das bereits Projekte wie die Panama Papers geleitet hat. Unter Federführung des ICIJ werteten dann mehr als 120 Journalistinnen und Journalisten aus 20 Ländern das Material aus, darunter SZ, NDR und WDR. Das Aktenkonvolut besteht aus mehr als 715 000 Dokumenten aus dem Umfeld der Geschäftsfrau Isabel dos Santos, die als Milliardärin und reichste Frau Afrikas gilt. Dos Santos ist die Tochter des früheren angolanischen Präsidenten José Eduardo dos Santos, der sein Land fast vier Jahrzehnte lang autokratisch regiert hat. In dieser Zeit ist es den Luanda-Leaks-Dokumenten zufolge zu starken Interessenkonflikten in der Präsidentenfamilie gekommen. Isabel dos Santos bestreitet jegliches Fehlverhalten.

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SZ vom 28.01.2020
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