Nach Münchner Missbrauchsgutachten:Causa Wolf: Wahl zum BR-Verwaltungsrat verschoben

Nach Münchner Missbrauchsgutachten: Lorenz Wolf: "Solange der Vorsitz im Rundfunkrat ruht und die Vorwürfe und Verdachtsäußerungen nicht lückenlos geklärt sind, kommt eine Annahme eines neuen Amtes nicht infrage."

Lorenz Wolf: "Solange der Vorsitz im Rundfunkrat ruht und die Vorwürfe und Verdachtsäußerungen nicht lückenlos geklärt sind, kommt eine Annahme eines neuen Amtes nicht infrage."

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Prälat Lorenz Wolf sollte nächste Woche kandidieren, nun gibt er auch seinen Vorsitz im BR-Rundfunkrat bis auf Weiteres ab.

Von Claudia Tieschky

Die Kritik an Prälat Lorenz Wolf, die das Münchner Missbrauchsgutachten erhebt, sorgt für erheblichen Wirbel in den Aufsichtsgremien des Bayerischen Rundfunks: Wolf ist Vorsitzender des BR-Rundfunkrats; er hat die Geschäfte inzwischen "bis auf Weiteres" an seinen Stellvertreter, Godehard Ruppert, übergeben, wie die Geschäftsstelle der BR-Aufsichtsgremien mitteilt. Rundfunkratsmitglieder von Grünen und FDP hatten inzwischen den Rücktritt von Wolf gefordert, dem das Gutachten in seiner Rolle als langjähriger oberster Kirchenjurist des Erzbistums München-Freising Fehler im Umgang mit sexuellem Missbrauch vorwirft. Im Gutachten wird Wolf vorgeworfen, dass er im Kontext von Missbrauchsfällen eine zu klerikerfreundliche Haltung gezeigt habe, während er Betroffenen übermäßig skeptisch begegnet sei. Wolfs Anwalt hat die Kritik zurückgewiesen.

Heikel auch: In der nächsten Sitzung des Rundfunkrats kommende Woche sollte Wolf eigentlich laut Tagesordnung als Kandidat für einen Sitz im Verwaltungsrat des Senders antreten, darüber bestimmen die Rundfunkratsmitglieder. Dazu kommt es - zumindest vorerst - nicht. Godehard Ruppert, der die Sitzung anstelle von Wolf leiten wird, hat die Wahl zunächst vom Tisch genommen. Das könne auch noch in der April-Sitzung geklärt werden, teilt die Gremien-Geschäftsstelle mit. Der Verwaltungsrat hat sieben Mitglieder, fünf davon werden vom Rundfunkrat gewählt; Vorsitzende ist die Landtagpräsidentin Ilse Aigner, CSU.

Wolf, dessen Vorsitz im Rundfunkrat im Mai turnusmäßig endet, soll aus CSU-Kreisen zur Kandidatur gegen den bisherigen Verwaltungsrat Wolfgang Stöckel vorgeschlagen worden sein - das geschah bereits vor der Veröffentlichung des Gutachtens. Der Verwaltungsrat prüft unter anderem die Finanzen des Senders und überwacht die Geschäftsführung von Intendantin Katja Wildermuth. Der Rundfunkrat hingegen, in dem Vertreter aus Politik und Gesellschaft arbeiten, kontrolliert unter anderem, ob der Sender seinen Auftrag erfüllt, und wählt die Intendantin oder den Intendanten.

Lorenz Wolf hat seine Kandidatur für den Verwaltungsrat nach Auskunft der zuständigen BR-Geschäftsstelle bislang nicht zurückgezogen. Er teilte jedoch auf SZ-Anfrage mit: "Solange der Vorsitz im Rundfunkrat ruht und die Vorwürfe und Verdachtsäußerungen nicht lückenlos geklärt sind, kommt eine Annahme eines neuen Amtes nicht infrage."

Am kommenden Donnerstag will Wolf im nicht-öffentlichen Teil der Rundfunkrats-Sitzung eine Stellungnahme zu den Vorwürfen im Missbrauchsgutachten abgeben, teilt die Geschäftsstelle auf Anfrage mit. Dafür sei ein eigener Tagesordnungspunkt vorgesehen.

Erzbischof Reinhard Marx sagte am Donnerstag, dass Wolf "alle seine Ämter und Aufgaben ruhen lassen will". Das sind einige neben dem BR-Amt: Er ist Domdekan und leitet das Katholische Büro, das die Verbindung der Kirche zur Politik pflegt; er ist katholischer Schulkommissar und Mitglied in diversen Gremien, beispielsweise im Kuratorium der Hochschule für Philosophie, im Beirat der Akademie für politische Bildung in Tutzing oder im Stiftungsrat der Stiftung "Katholischen Bildungsstätte für Sozialberufe in Bayern".

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