Zum Tod von Lisa Martinek:Mit klarem, festem Blick

Lisa Martinek gestorben

Klug und gleichzeitig elegant: So verkörperte Lisa Martinek die blinde Anwältin Romy Heiland.

(Foto: dpa)

Lisa Martinek war auf dem Weg in die vorderen Schauspielreihen - als blinde Anwältin in "Die Heiland" hatte sie ihre Rolle gefunden. Nun ist sie mit nur 47 Jahren gestorben.

Nachruf von Hans Hoff

Tasten, vorsichtig tasten, tasten im doppelten Dunkeln, und dann mehr finden als das Auge sehen kann. Das konnte sie sehr gut, die blinde Anwältin Romy Heiland, um die sich die zwei kurzen Staffeln der ARD-Miniserie Die Heiland drehten. Diese Strafverteidigerin sah nichts, bekam aber alles mit und brachte Licht auch in düstere Verhältnisse. Lisa Martinek schaffte es als Hauptdarstellerin der Serie, ihrer Figur etwas sehr Kluges, gleichzeitig aber auch sehr Elegantes zu verleihen. Sie bewegte sich beinahe traumwandlerisch auf dem schmalen Grat zwischen ernsthafter Auseinandersetzung mit schwerwiegenden Fällen und der Komik, die sich ergab, weil eine blinde Anwältin und eine eher unkonventionell gepolte Assistentin zusammenarbeiten mussten.

Man muss leider die Vergangenheitsform bemühen, denn die für diesen Monat angesetzten Dreharbeiten zur Fortsetzung der Serie werden nicht stattfinden. Lisa Martinek ist am Freitag während eines Aufenthalts in Italien gestorben. Die dreifache Mutter, die mit ihrer Familie in München und Berlin lebte und sich für den Verein "Mother Hood" engagierte, der sich dafür einsetzt, Frauen eine sichere Geburt zu ermöglichen, wurde nur 47 Jahre.

"Wenn ich an Lisa Martinek denke, dann denke ich an ihren klaren, festen Blick, ihre Anmut, ihre beiläufige Stärke und ihren lebensechten Humor, mit denen sie alle Rollen - von denen sie viele verschiedene und herausragende für das ZDF spielte - miteinander zu verbinden wusste", schrieb Frank Zervos, Chef der Hauptredaktion Fernsehfilm/Serie beim ZDF. Für die Mainzer hatte Martinek, die bereits in frühen Jahren am Hamburger Thalia Theater gespielt hatte, erst im Oktober in der Krimireihe Schwartz & Schwartz mitgewirkt und damit eine Zusammenarbeit fortgesetzt, die bereits im Jahre 2006 mit der Reihe Das Duo begonnen hatte. Dort spielte sie die Kommissarin Clara Hertz.

Alles sah danach aus, als erspiele sich Martinek gerade einen Platz in den vorderen Reihen. Sie, die auch später immer viel Theater gespielt hat - zuletzt am Deutschen Theater in Berlin unter der Regie von Armin Petras im Stück "Rose - oder Liebe ist nicht genug". Die auch schon im Münchner Tatort zu sehen war. Sie hatte für ihre Arbeit oft Beachtung gefunden, manches Mal kamen für die mehr als 50 Produktionen, an denen sie mitgewirkt hat, sogar Nominierungen hinzu - für den Deutschen Filmpreis und für den Fernsehpreis.

Mit der neuen Staffel von Die Heiland hätte es nun noch etwas mehr werden können, weil Martinek ganz offensichtlich ihre Rolle gefunden hatte und in der beweisen konnte, was sie alles kann. Dazu wird es jetzt leider nicht mehr kommen.

Zur SZ-Startseite
Tatort München - Szene aus "KI"

KI im "Tatort"
:Kommissare, die auf Bildschirme starren

Zum dritten Mal innerhalb eines Jahres bringt die ARD einen "Tatort" zum Thema Künstliche Intelligenz heraus. Alle, die kein Déjà-vu-Gefühl beschleicht, dürften "KI" allerdings mögen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: