Nachruf auf Lisa Loring:Morbide und niedlich

Nachruf auf Lisa Loring: Lesen konnte sie noch nicht, aber vom Guillotinieren verstand sie was: Lisa Loring als Wednesday mit ihrer Puppe in der ersten Folge der "Addams Family".

Lesen konnte sie noch nicht, aber vom Guillotinieren verstand sie was: Lisa Loring als Wednesday mit ihrer Puppe in der ersten Folge der "Addams Family".

(Foto: Collection Christophel / Filmways Television/mauritius images)

Von fünf bis sieben ein Star: Zum Tod der Schauspielerin Lisa Loring - sie war die erste Wednesday in der Fernsehserie "Addams Family" von 1964.

Von Susan Vahabzadeh

Ein kleines Mädchen namens Wednesday wurde, in den vielen Jahrzehnten, zum Flaggschiff der Addams Family die für jede neue Generation frisch herausgeputzt wird - sie muss ziemlich viel zu tun haben mit dem Familienerfolgsgeheimnis, die aktuelle Netflix-Serie heißt wie sie und stellt sie endgültig in den Mittelpunkt. Aber besonders war sie auch schon im September 1964, als die allererste Addams-Folge ausgestrahlt wurde. Sie ist das erste Familienmitglied, das man da sieht, und sie erregt keinerlei Verdacht, dass mit der Familie irgendwas nicht stimmt. Zöpfe, Kinderstimmchen, sehr zugewandt. So führt sie den Mann vom Amt, der sich bei den neu zugezogenen Addams beschweren will, weil sie ihre Kinder nicht zur Schule schicken, durch das gruselige Anwesen und zeigt dem Besucher voller Stolz ihre zum Gedenken der französischen Revolution frisch geköpfte Puppe. Wednesday verkörpert, mehr als Gomez und Morticia und Onkel Fester, was den Reiz der Familie ausmacht: die perfekte Verbindung aus morbide und niedlich.

Lisa Loring spielte damals die winzige Wednesday. Der Schulbesuch in der ersten Episode der Comedy-Serie führt dann gleich zu dramatischen Entwicklungen - die arme kleine Wednesday ist traumatisiert wegen einer Geschichte, in der ein selbstgerechter Ritter einen armen, wehrlosen Drachen ermordet hat. Für die Addams Family steht die Welt Kopf - sie lieben die Dunkelheit, den Mondschein und alle Kreaturen, die anderen Leuten Angst machen.

Nachruf auf Lisa Loring: Auf Fan-Veranstaltungen trat Lisa Loring immer wieder auf - hier im vergangenen Jahr auf der German Comic Con in Dortmund.

Auf Fan-Veranstaltungen trat Lisa Loring immer wieder auf - hier im vergangenen Jahr auf der German Comic Con in Dortmund.

(Foto: Nicole Kubelka/IMAGO/Future Image)

Loring war beim Dreh der ersten Staffel erst fünf Jahre alt. Eigentlich hatte sich Produzent David Levy für die Serie ein Kind vorgestellt, das schon lesen konnte - aber die kleine Lisa hatte ganz lange Haare und weiße Handschuhe an; dem konnten Levy und John Astin, der den Filmvater Gomez Addams spielte, nicht widerstehen. Loring erzählte später immer frohgemut von den zwei Jahren, in denen sie die 64 Folgen der Original-Addams Family drehte - Astin und Carolyn Jones, die in der Serie ihre Mutter Morticia spielte, Jackie Coogan, der als Onkel Fester dabei war und mit Charlie Chaplins The Kid zur Stummfilmzeit selbst der erste Kinderstar überhaupt gewesen war - sie alle seien ihr eine richtige Familie gewesen.

Eine richtig große Schauspielkarriere wurde dann nicht daraus, Loring hat als Erwachsene zwar immer wieder Gastauftritte in Fernsehserien gehabt - aber Wednesday gehörte ihr, ihre Nachfolgerinnen Christina Ricci und Jenna Ortega formten sie nach Lisa Lorings Ebenbild. Und eine der berühmtesten Addams-Szenen ist immer noch jene, in der Lisa Loring als Wednesday dem Frankensteinschen Butler Lurch das Tanzen beibringt. Am Samstag ist Lisa Loring im Alter von 64 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls in Los Angeles gestorben.

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