Lieblingsserie: Brothers & Sisters:Der Walker-Clan

Eine betrogene Ehefrau, ein übertriebener Mutterinstinkt und eine Menge Gezeter: Brothers & Sisters sollte unbedingt in der Primetime laufen.

Maria Holzmüller

Seit ich angefangen habe, Brothers & Sisters zu schauen, stelle ich mir mein künftiges Leben ungefähr so vor: Ich habe irgendwann fünf gutaussehende erwachsene Kinder, wohne in einem geschmackvoll eingerichteten Haus und organisiere jede Woche ein Familiendinner mit hausgemachten Köstlichkeiten und jeder Menge Wein. Angesichts dieser Idylle wäre mir beinahe egal, wenn der zugehörige Ehemann mich mein halbes Leben lang betrügen würde.

Shally Field. Foto: Disney

Sally Field, die Hauptdarstellerin, wurde für ihre Rolle als Nora Walker mit dem

Emmy

geehrt.

(Foto: Foto: Disney / Links im Bild Calista Flockhart als Kitty Walker.)

An diesem Gedanken halte ich fest - zumindest solange der Fernseher läuft und ich der großartigen Sally Field dabei zusehen kann, wie sie ihr Leben als Nora Walker in ganau dieser Konstellation meistert und neben allen persönlichen Dramen auch noch ihre chaotische Familie zusammenhält.

Die Familie in ihrer ganzen Pracht

Genau darum geht es in Brothers & Sisters: Die Familie in ihrer ganzen Pracht ist gleichermaßen rettender Hafen und nervtötende Hölle. Einer, der über allem steht, ist der Patriarch William Walker. Sein Tod in der ersten Folge wirbelt das Leben der restlichen Familienmitglieder gehörig durcheinander.

Angesichts des persönlichen Verlusts, der Erkenntnis, dass der Familienbetrieb "Ojai Foods" - eine Obstplantage - vor dem finanziellen Ruin steht und der von allen verehrte Vater zwanzig Jahre lang eine Geliebte mit einem Kind hatte, werden die Walkers vor völlig neue Herausforderungen gestellt, die jeder auf seine Weise, die sie vor allem aber als Familie meistern müssen. Und die Familie ist groß.

Ehe, Geschäft, Nachwuchs - eine Menge Stress

Im Mittelpunkt stehen die betrogene Ehefrau und Mutter Nora Walker (Sally Field wurde für diese Rolle mit dem Emmy für die beste Hauptdarstellerin einer Serie ausgezeichnet) und die fünf Kinder: Sarah, die Älteste - gespielt von Rachel Griffiths, die schon in "Six feet under" überzeugte -, verheiratet und Mutter zweier Kinder, die als neue Geschäftsführerin des Familienunternehmens versucht, das Geschäft zu retten. Und nebenher auch ihre Ehe mit dem erfolglosen Musiker Joe.

Tommy (Balthazar Getty), der ebenfalls im Vorstand von "Ojai Foods" in die Fußstapfen des Vaters tritt und beinahe verzweifelt auf eigenen Nachwuchs mit seiner Frau Julia hofft, Kevin (Matthew Rhys), der schwule Anwalt mit notorischer Bindungsangst und starkem Hang zum Zynismus, Kitty (gespielt von Calista Flockhart, die schon als Ally McBeal die amerikanische Serienwelt aufmischte), die streitlustige Fernsehjournalistin, die sich ausgerechnet in den republikanischen Präsidentschaftskandidaten verliebt, und Justin (Dave Annable), das Nesthäkchen und Sorgenkind der Familie, der sich seit seiner Rückkehr als Soldat aus Afghanistan in den Drogenrausch flüchtet.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie es mit Brothers & Sisters weitergeht.

Wenn die Fetzen fliegen

Das Chaos ist programmiert, und es könnte ganz schnell abrutschen in den Einheitsbrei harmlos-kitschiger Familienserien, deren Heile-Welt-Szenario außerhalb des Vorabendprogramms keinen Platz in der Realität findet. Aber Brothers & Sisters ist mehr. Die Serie überzeugt mit Charakteren, die das Leben gezeichnet hat. Manchmal liebt man sie, manchmal hasst man sie. Sie machen Fehler, verletzen sich, sprechen monatelang nicht mehr miteinander und reißen sich irgendwann doch wieder zusammen. Selbst diejenigen, die eigentlich die "Bösen" sein sollen, sind manchmal sympathischer, als der zeternde Walker-Clan.

Und doch versucht jeder Einzelne von ihnen in allen persönlichen Niederlagen und Siegen das komplexe Familiengebilde zusammenzuhalten - allen voran Nora, die mit ihrem ausgeprägten Mutterinstinkt den Zuschauer manchmal genauso in den Wahnsin treibt, wie ihre Kinder, nur um im nächsten Moment wieder zu Tränen zu rühren. Brothers & Sisters bringt einen zum Lachen und zum Weinen - meist alles innerhalb einer Folge. Für die einen geht's bergauf, für die anderen bergab. Aber es geht immer weiter.

Demokraten gegen Republikaner

Nur auf Pro Sieben, wo die Serie 2007 mittwochs im Anschluss an "Grey's Anatomy" ausgestrahlt wurde, war schon nach der Hälfte der ersten Staffel Ende. Die Einschaltquote blieb unter den Erwartungen. Vermutlich weil die deutsche Synchronisation mit den messerscharfen Dialoggefechten des Originals nicht mithalten konnte.

Zum Glück gibt es DVD-Importe aus Großbritannien. Und wenn bei den regelmäßigen Walker-Dinners mal wieder die Fetzen fliegen - sei es wegen innerfamiliärer Machtkämpfe, politischer Meinungsverschiedenheiten (Demokraten gegen Republikaner) oder plötzlich auftauchender Halbgeschwister - eines steht fest: Familen sind etwas Wunderbares.

Die Serie Brothers & Sisters soll auf dem Pay-TV-Sender Sixx laufen, der am 7. Mai auf Sendung geht.

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