Lieblingsserie: The Big Bang Theory:Ein Herz für Nerds

Comics, Videospiele und Physik: "The Big Bang Theory" zeigt die nerdige Welt der Wissenschaft - und warum es knallt, wenn Frauen diesen Kosmos betreten.

Stefan Lakeband

Wissenschaftler hatten schon als Kinder das langweiligste Spielzeug, die uncoolsten Hobbys und die streberhaftesten Frisuren.

Big Bang Theory © Warner Bros. Entertainment Inc.

Nerds und Spaß dabei: Rajesh, Sheldon, Howard und Leonard (von links) sind fleischgewordene Wissenschaftlerklischees.

(Foto: Warner Bros.)

Wenn man sich die Hauptcharaktere von The Big Bang Theory anschaut, werden sie diesen Klischees auch im Berufsleben noch voll gerecht. Die Serie bringt damit eigentlich alles mit, um als ödeste Sitcom der Welt nach kürzester Zeit wieder in der Versenkung zu verschwinden - tut sie dann aber doch nicht. Denn genauer betrachtet ist The Big Bang Theory mehr als ein bloßer Abgesang auf ausgelutschte Wissenschaftsklischees.

Vordergründig ist die Handlung der Serie recht einfach. Hauptcharaktere sind Dr. Sheldon Cooper und Dr. Leonard Hofstadter: beide Mitte 20, beide Physiker am California Institute of Technology und beide unter dem selben Dach als WG-Genossen. Sheldon ist mit einem IQ von 187 zwar ein brillanter Wissenschaftler, aber mindestens so sozial inkompetent wie klug. Leonard ist nur geringfügig besser. Deswegen ist ihr Freundeskreis auch sehr beschränkt: Ihre besten und eigentlich einzigen Freunde sind der Inder Rajesh Koothrappali und Howard Wolowitz, die ebenfalls als Dauermieter im Elfenbeinturm der Wissenschaft wohnen und nur wenig vom Leben außerhalb mitbekommen.

Mit viel Herz und noch mehr Dekolleté

Eigentlich könnte ihr Leben so bleiben, wie es ist: Die Jungs könnten munter Comics sammeln, jeden Montag Thai-Essen holen und nächtelang Videospiele spielen. Könnten sie. Doch dann kommt es zum Urknall, der die Welt der Physiker verändert und der Serie Leben einhaucht: Penny (Kaley Cuoco) zieht in das Apartment gegenüber ein und sorgt für viel Trubel. Zwar versteht die Blondine anfangs kein Wort von dem, was Sheldon, Leonard und die anderen beiden sagen, aber trotzdem schließt sie die Jungs in ihr Herz. Leonard, der am wenigsten nerdy von den Vieren ist, ist besonders von ihrer Schönheit angetan - es kommt es zur amourösen Verstrickung.

Außenseiter, die sich in eine scheinbar unerreichbare Frau verlieben - neu ist das nicht. Das eigentlich Interessante an Big Bang Theory ist denn auch eher die Zelebrierung des Nerdtums. Die vier Freunde bewegen sich in einem eigenen Mikrokosmos: Sie lachen über physikalische Witze, haben Spaß an mathematischen Aufgaben und Probleme, Sarkasmus zu erkennen.

Dass der Zuschauer heute über The Big Bang Theory lachen kann, ist das Verdienst von Chuck Lorre. Er ist Regisseur, Drehbuchautor und Produzent. Aufgefallen ist Lorre aber als Mister Sitcom, denn er hat unter anderem Cybill, Dharma und Greg, Two and a Half Men und The Big Bang Theory erfunden.

Bis jetzt liefen in den USA drei Staffeln, die vierte ist schon geplant. In Deutschland hat Pro Sieben im Juni 2009 die Ausstrahlung übernommen und die Serie in ihren Sitcom-Samstag eingebaut. Die erste Staffel hatte bei den 14- bis 49-Jährigen aber nur einen Marktanteil von etwa zehn Prozent.

Am Anfang war der Knall

Dass die Wissenschaftsshow Spaß macht und unterhält, hat man auch in Weißrussland erkannt. Hier hat man sich allerdings nicht groß um die Rechte an der US-Serie bemüht, sondern gleich einen eigenen Abklatsch unter dem Namen The Theorists produziert. Die Charaktere sind in etwa gleich und auch die Handlung weist verblüffende Ähnlichkeit mit dem amerikanischen Pendant auf - nur das alles viel billiger wirkt. Das osteuropäische Plagiat ist mittlerweile schon wieder vom Äther verschwunden. Einer der weißrussischen Hauptdarsteller kommentierte die Raubkopie mit den Worten: "Es ist mir peinlich."

Big Bang Theory © Warner Bros. Entertainment Inc.

Frauen? Die gibt es im Elfenbeinturm der Jungs nicht - bis Nachbarin Penny ihr Leben umkrempelt.

(Foto: Warner Bros. Entertainment Inc.)

Peinlich sind auch manche Aktionen, die die Physiker von den Normalos unterscheidet: Besonders Sheldon, der mit 16 seinen ersten Doktortitel bekam, bewegt sich immer an der Grenze zum Zwangsneurotiker. Er will stets auf dem gleichen Platz auf dem Sofa sitzen, hat Angst vor Veränderung und bewahrt sogar seine Zahnbürste unter UV-Licht auf - der Keime wegen. Fremdscham pur also, und dennoch wächst mit jeder Folge die Sympathie für die verkauzten Wissenschaftler.

Katzen, Quantenphysik und die Liebe

Erstaunlicherweise kommt das Nerd-Quartett in einigen Fällen aber erstaunlich gut mit der Übertragung wissenschaftlicher Prinzipien auf den Alltag zurande. Ein Beispiel: Bevor Leonard und Penny ein Paar werden, vergleicht er den Zustand ihrer Beziehung mit Schrödingers Katze, einem Gedankenexperiment, das die Unvollständigkeit der Quantenphysik demonstrieren soll.

Auf die Schnelle lässt es sich so zusammenfassen: In einem abgeschlossenen Raum befinden sich eine Katze und ein instabiler Atomkern. Solange niemand hineinschaut, ist die Katze quasi gleichzeitig lebendig und tot - erst durch den Beobachter legt sich der Zustand fest.

Soll heißen: Wo Leonard und Penny wirklich stehen, kriegt er erst raus, wenn es soweit ist. Vorher hängt er quasi in der Schwebe.

Verstehen tut man die Gags aus der Geisteswelt nicht immer, aber wer will, kann alles Wichtige nachlesen. Auf The Big Blog Theory werden zu jeder Folge die wissenschaftlichen Hintergründe erklärt. Kluger Kopf dahinter ist David Saltzberg, der Professor an der University of California und zugleich wissenschaftlicher Berater der Sendung ist.

Die wohl größte und erstaunlichste Erkenntnis der Serie: Auch Physiker haben hübsche Freundinnen.

In den USA läuft The Big Bang Theory auf dem Sender CBS. In Deutschland sind die ersten beiden Staffeln auf DVD erschienen, ausgestrahlt wird das Format auf Pro Sieben.

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