Lieblingsserie: Scrubs:Und Dosenbier ans Krankenbett

Im Sacred Heart Hospital gibt es keine Helden in weißen Kitteln. Dafür aber menschliche Ärzte und wahre Freundschaften.

Cordula Sailer

Die Botschaft von Scrubs - Die Anfänger wird bereits im Titelsong verraten: Ihr Text lautet nämlich "But I can't do this all on my own - no I know, I'm no Superman". Zu deutsch: "Aber ich kann das nicht alles alleine schaffen - nein ich weiß, ich bin kein Supermann". Aber ganz ehrlich - wer ist das schon? Scrubs - so die englischsprachige Bezeichnung für OP-Kittel - ist eine Ärzteserie, bei der es nicht nur um dramatische OP-Szenen und Sätze wie "Schwester, den Tupfer, bitte" geht.

Gezeigt werden auch keine übermenschlichen Helden in weißen Kitteln - nein. Das verrückte Treiben in den Krankenzimmern, OP-Sälen und Gängen des Sacred Heart Hospital zeigt, dass auch Ärzte nur Menschen sind - mit allen Ecken und Kanten. Und dass man auf eines nicht verzichten kann: gute Freunde.

Erzählt wird die Geschichte der "Anfänger" nun schon seit acht Staffeln von der Hauptfigur der Serie, dem Internisten Dr. Jonathan Michael Dorian. Doktor Dorian, von allen J.D. genannt, lässt die Zuschauer jedesmal aufs Neue an seinen Gedanken und absurden Tagträumen teilhaben: Egal, ob in J. D.s Traumwelt der neue Chefarzt das grüne Monster Oscar aus der Sesamstraße ist, seine Ex-Freundin in Unterwäsche vor ihm im Coffee-Shop posiert oder er in Gedanken zugibt, zu Hause in die Dusche zu pinkeln - der Zuschauer weiß Bescheid.

"Das ist wie eine Hitzewelle"

Wenn J.D. nicht gerade Luftschlösser baut, bemüht er sich, für seine Patienten da zu sein. Er schmuggelt Dosenbier ans Krankenbett, versucht, Sterbenden die Angst vor dem Tod zu nehmen, und setzt sich dafür ein, dass Patienten auch dann weiterbehandelt werden, wenn ihre Krankenkasse nicht mehr für die Kosten aufkommen kann.

Scrubs - Die Anfänger

Scherzkekse im Arztkittel: "Scrubs - Die Anfänger" läuft seit 2003 auf Pro Sieben.

(Foto: online.sdemedien)

Ein Idealist, der sich vom tollpatschigen Assistenzarzt zu einem hervorragenden Mediziner entwickelt. Und das nicht zuletzt, weil er all die Jahre seinem beruflichen Vorbild nacheiferte: Dr. Perry Cox. Der etwas selbstverliebte Cox, der in Staffel acht zum Chefarzt aufsteigt, zeigt sich stets verbittert und zynisch gegenüber seinen Untergebenen. Er spricht nicht gern über Gefühle und obwohl er insgeheim viel von J.D. hält, beleidigt er ihn lieber, als ihm in irgendeiner Form Anerkennung zu zollen.

Wenn er ihn nicht gerade "Flachzange" nennt, gibt er ihm diverse Mädchennamen: Peggy, Gloria, Kimi oder Sandy sind hierfür nur Beispiele aus seinem unzähligen Repertoire. Und auch den neuen Assistenzärzten im Sacred Heart gibt er bei der Krankenvisite deutlich zu spüren, was er von ihnen hält: "Da der Rest von euch Erbsenhirne hat, rede ich jetzt wie ein Neandertaler: Ihr miese Ärzte. Ich guter Arzt. Ihr mitkommen."

Erst als J. D. am Ende der achten Staffel das Sacred Heart Hospital verlässt, kann Dr. Cox zugeben, dass dieser ein außergewöhnlicher Mensch und Arzt ist und nicht zuletzt zu einem guten Freund geworden ist: "Für's Protokoll: Er war der Beste, der je in diesem Laden gearbeitet hat."

Doch ohne tatkräftige Unterstützung aus seinem Freundeskreis hätte es J.D. wohl auch nie zum "Besten" geschafft. Da wäre zum einen sein bester Freund Turk, der mit vollem Namen Christopher Duncan Turk heißt. Doch eigentlich wird er von allen nur beim Nachnamen genannt. Turk arbeitet genauso wie J.D. als Arzt am Sacred Heart, allerdings nicht auf "der Inneren", sondern als Chirurg. Die beiden kennen sich bereits aus College-Tagen und haben sich über zehn Jahre eine Wohnung geteilt.

Daher kennen sie jedes noch so kleine Geheimnis des anderen und wissen immer, wenn es ihm gerade nicht gut geht: "Bei Turk spür' ich das immer in der Seele. Das ist wie eine Hitzewelle", antwortet J. D. einmal auf die Frage, woher er wusste, dass Turk sich schlecht fühlt. Allerdings legen die Art, wie sie miteinander reden und die ständigen Umarmungen der beiden manchmal die Vermutung nahe, dass sie sich von Männern angezogen fühlen.

Dieser Verdacht wird spätestens entkräftet, als Turk die Oberschwester Carla Espinosa heiratet und mit ihr in der sechsten Staffel Tochter Isabella, genannt "Izzy", bekommt. Carla kann man getrost als guten Geist des Sacred Heart bezeichnen. Sie ist sehr extrovertiert und weist ihre Freunde auch ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, auf deren Fehler hin.

Allerdings meint sie es dabei immer nur gut. So stand sie auch "Bambi", wie sie J.D. nennt, in seinem ersten Jahr als Assistenzarzt mit Rat und Tat zur Seite oder sie schubste ihre beste Freundin Elliot von einer Karaoke-Bühne, weil sie die Töne nicht getroffen hatte - reiner Freundschaftsdienst natürlich.

Liebeleien und Pirouetten

Elliot ist genauso wie J.D. und Turk Ärztin am Sacred Heart Hospital. Sie ist sehr ehrgeizig, blond und immer extrem gut gestylt, weshalb ihr Dr. Cox den Spitznamen Barbie verpasst hat. Man könnte sie durchaus als exzentrisch, wenn nicht gar neurotisch bezeichnen. So isst sie grundsätzlich nicht mehr als eineinhalb Cookies am Tag, außer dienstags, weil sie "Dienstagszucker" meidet. Und wenn sie mehr als eineinhalb Cookies esse, würde ihre Mutter sofort am Telefon merken, dass sie "fett klingt".

Außerdem steht "Barbie" auf J. D.s langer Liebschaften-Liste zusammen mit Kim, Alex, Julie, Molly oder Neena. Allerdings scheint ihre Beziehung doch etwas Besonderes zu sein und die beiden finden in der achten Staffel wieder zusammen. Vorsichtshalber gibt Turk ihr jedoch einen gut gemeinten Ratschlag: "Wenn du willst, dass es mit J. D. diesmal anders läuft, dann musst du deine unreife, neurotische Panikmache abschalten und einfach mit ihm zusammen sein!"

Elliot gelingt es daraufhin - zumindest in Ansätzen - Turks Ratschlag in die Tat umzusetzen und verfällt nicht gleich wegen jeder Kleinigkeit in Hysterie. Doch gleichzeitig muss sie feststellen, dass auch J. D. nicht perfekt ist: "Ich hab mir nen Idioten angelacht...."

Auch ihre Patienten halten die Ärzte vom Sacred Heart ab und an für Idioten. Als J. D. am Ende der achten Staffel seinen letzten Tag am Klinikum hat, stapelt Turk mehrere Weichbodenmatten vor dem Haupteingang, um J.D. zum Abschied einen finalen "Vollturbo-Pirouettenflug" zu ermöglichen.

Dazu nimmt er J.D. wie einen kleinen Jungen auf die Schultern und dreht ihn im Kreis. Um der Szene noch den letzten Hauch von Durchgeknalltheit zu verpassen, ruft J.D. ohne Unterbrechung: "Ich fliege, ich fliege." Worauf ein vorbeilaufendes Ehepaar sich offensichtlich fragt, ob es sich bei den beiden um Ärzte oder irre Patienten handelt: "Sind die zwei etwa Ärzte?"

Sie sind's - auch wenn sie keine Supermänner sind.

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