Süddeutsche Zeitung

Letzter "Tatort" mit Klara Blum:Am Ende brennt der Bodensee

In Konstanz waren die Morde unspektakulär und die Ermittler leidenschaftlos - damit ist nun Schluss. Die letzte Episode mit Kommissarin Blum ist eine Art Versöhnungsangebot.

TV-Kritik von Katharina Riehl

Den Tatort vom Bodensee hat in den vergangenen Jahren vor allem eine gewisse Gemächlichkeit ausgezeichnet. Die Kommissare Klara Blum und Kai Perlmann ermittelten (immer wieder mal in Gesellschaft eines Schweizer Kollegen) in (wenn es das gibt) unspektakulären Mordfällen, moserten leidenschaftslos ein bisschen aneinander herum - aber der See, der war immer sehr schön ausgeleuchtet.

An diesem Sonntag also der letzte SWR-Tatort aus Konstanz, im kommenden Jahr nimmt ein neues Team im Schwarzwald seine Arbeit auf, und wenn man zurückblickt, ist der Abschied von Klara Blum nicht nur eine schlechte Nachricht. Als Zuschauer hat einen das Inspirationslose der SWR-Filme auch deshalb immer ein wenig ratlos gestimmt, als Eva Mattes unter den Tatort-Darstellern zu den besten Schauspielern zählt.

Insofern kann man es vielleicht als eine Art Versöhnungsangebot verstehen, dass der Sender Mattes zum Abschied einen durchaus seltsamen, aber eben auch interessanten Film geschenkt hat.

"Wofür es sich zu leben lohnt" (Regie: Aelrun Goette, die mit Sathyan Ramesh auch das Buch schrieb) versammelt Hanna Schygulla, Margit Carstensen und Irm Hermann um die gesundheitlich und moralisch schwächelnde Kommissarin Klara Blum - drei Schauspielerinnen also, die wie Mattes einst mit Rainer Werner Fassbinder zusammengearbeitet haben. Blum trifft die etwas wirren Damen in einer stillgelegten Gärtnerei, sie leben dort zusammen und pflegen die Wunden, die ihnen das Leben bislang zugefügt hat.

Eine Krimihandlung gibt es natürlich auch: Ein rechtskonservativer Prediger wird leblos auf dem Bodensee gefunden, in einem Boot trieb er stundenlang mit unzähligen Schnitten am ganzen Körper dem Tod entgegen. Kurz zuvor wurde in der Schweiz ein Anlagebetrüger vergiftet, die Fälle hängen möglicherweise irgendwie zusammen, weshalb der Schweizer Kollege Matteo Lüthi (Roland Koch) zum Abschied auch noch einmal seine Aufwartung in Konstanz machen darf.

Und am Ende brennt der Bodensee.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

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SZ vom 03.12.2016/jobr
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