Süddeutsche Zeitung

Letterman-Show auf Netflix:Vaterglück, Kinderkitsch und Vollsuff auf den Bahamas

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Quassel-Altmeister David Letterman hat eine neue monatliche Sendung. Sein erster Gast: der frühere US-Präsident Barack Obama.

Von Willi Winkler

Zwei glücklich der harten Arbeit Entronnene sitzen beisammen und unterhalten sich gemütlich über dit und dat. Fast wäre es ein Gespräch vorm prasselnden Kaminfeuer über die guten alten und die schlechten neuen Zeiten gewesen, aber da war kein Kamin und leider auch kein Feuer, sondern eine über Netflix weltweit versendete kahle Bühne, auf der sich der langjährige Late-Night-Spötter David Letterman mit dem immerhin acht Jahre amtierenden ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama besprach.

My next guest needs no introduction (Meinen nächsten Gast brauche ich nicht vorzustellen) heißt eine Gesprächsreihe, mit der sich der 70-jährige Letterman aus dem Ruhestand wagt. Der Pensionär Obama machte bereitwillig den ersten Gast. Es ging um Vater und Mutter, um die Medien und den Sachverhalt, dass die USA das einzige demokratische Land seien, in dem die Bürger vom Wählen abgehalten werden. Dazwischen Vaterglück, Kinderkitsch und die Information, dass ihn seine Frau verließe, wenn er 2020 noch einmal für das Amt des Präsidenten kandidieren würde; was er allerdings sowieso nicht darf.

Obama über Trump? Fehlanzeige!

Jeder Kommentar zum gegenwärtigen Amtsinhaber war offensichtlich beim Vorgespräch abgeklemmt worden. Nur im Einspieler versank das freundschaftliche Geplauder, da durfte der schwarze Senator John Lewis, der vor einem Jahr Opfer des twitternden Rassisten im Weißen Haus geworden war, von dem "Rückschlag" sprechen, den Donald Trump für die USA bedeute. Lewis ist 1965 in Selma von Polizisten ins Krankenhaus geprügelt worden, hat damit aber auch auf lange Sicht einen Schwarzen als Präsident ermöglicht.

War unser Erfolg, unsere Karriere nicht auch Zufall, reines Glück (er gebraucht sogar den literarischen Begriff serendipity)?, fragt Obama seinen bibelbärtigen Gastgeber. Letterman stimmt ihm zu und erinnert sich, dass er die Woche, als Lewis in Alabama zusammengeschlagen wurde, im unpolitischen Vollsuff auf den Bahamas verbrachte.

My next guest needs no introduction , eine Folge im Monat, auf Netflix.

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Quelle:
SZ vom 13.01.2018
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