"Leonora - Einmal IS-Terror und zurück" im Ersten:Fluchtversuche

"Leonora - Einmal IS-Terror und zurück" im Ersten: Leonora und ihr Vater haben viel zu bereden, nun, da die ehemalige IS-Kämpferin wieder in Deutschland ist.

Leonora und ihr Vater haben viel zu bereden, nun, da die ehemalige IS-Kämpferin wieder in Deutschland ist.

(Foto: NDR)

Ein Vater verliert seine Tochter an den IS. Nun ist Leonora zurück in Deutschland. Ein Film und ein Podcast erzählen die Geschichte der beiden.

Von Stefan Fischer

Vor zwei Jahren wusste Maik Messing, dass seine Tochter endlich in Sicherheit ist. Doch damit war diese Geschichte noch nicht zu Ende. Eine Geschichte wie ein Albtraum: Messings Tochter Leonora hatte sich im Alter von 15 Jahren dem IS angeschlossen. War nach Syrien gegangen, heiratete einen deutschen Konvertiten, lebte mit ihm in Raqqa, bekam zwei Kinder von ihm. Irgendwann bereute sie ihren Entschluss, versuchte dem IS zu entkommen und dem Bürgerkrieg. Doch alle Fluchtversuche, teilweise von ihrem Vater eingefädelt, scheiterten.

Darüber haben Amir Musawy, Britta von der Heide und Volkmar Kabisch 2019 den 60-minütigen Film Leonora - Wie ein Vater seine Tochter an den IS verlor gemacht. Auch einen fünfteiligen Podcast gibt es, Leonora - Mit 15 zum IS, von Lena Gürtler sowie Kabisch und von der Heide. Er steigt noch weitaus tiefer ein als der Film, erklärt umfassender, auch mithilfe vieler Sprachnachrichten, die sich Vater und Tochter geschickt haben, zu welchen Konflikten der Entschluss der Teenagerin geführt hat.

In Deutschland muss Leonora vor Gericht

Vor zwei Jahren hatte die Geschichte insofern ein vorübergehendes glückliches Ende genommen, als Leonora mit ihren Kindern tatsächlich aus dem IS-Gebiet herausgekommen ist. Fortan lebte sie in einem Gefangenenlager in Nordsyrien. Kabisch, von der Heide, Musawy und Gürtler sind weiter an dem Thema drangeblieben - und legen nun nach: Ihre 45-minütige Dokumentation Leonora - Einmal IS-Terror und zurück erzählt, was seither geschah. Denn Leonora ist inzwischen zurück in Deutschland, wo ihr der Prozess wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung gemacht wird. Und wo sie versucht, in ihrer dörflich strukturierten Heimat in Sachsen-Anhalt wieder Fuß zu fassen. Wieder mit ihrem Vater ins Reine zu kommen. Auch der Podcast geht in eine zweite Staffel.

Man sieht dem Film und hört dem Podcast an, dass Leonora Messing sich den Journalisten weit weniger öffnet als ihr Vater. Insofern bleibt vieles im Ungefähren. Der Film erzählt überdies noch einmal die komplette Geschichte, für Details und Feinheiten ist da wenig Zeit. Besser gelingt es in der zweiten Podcast-Staffel zu erklären, wie es einer jungen Frau ergeht, die, wäre es nach dem ursprünglichen Willen der Bundesregierung gegangen, nicht nach Deutschland hätte zurückkehren sollen. Was man dem Autorenteam unbedingt zugutehalten muss, ist, wie sie ihre eigene Rolle reflektieren: In dem Gefangengenlager machte der erste Film über Leonora die Runde. Das hat die junge Frau in ernsthafte Gefahr gebracht - weil damit für die unbeirrbaren IS-Anhänger dort ersichtlich war, dass sie aus ihrer Perspektive zur Verräterin geworden war.

Leonora - Einmal IS-Terror und zurück, Das Erste, 4. Juli, 22.30 Uhr. Leonora - Mit 15 zum IS, Staffel 2, ARD Audiothek.

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