Süddeutsche Zeitung

Leistungsschutzrecht:In einem Boot

Agenturen wie dpa und AFP solidarisieren sich mit Verlagen. Ihre wirtschaftliche Gesundheit sei direkt an die ihrer Kunden, der Medienhäuser, gebunden, heißt es in einem in "Le Monde" veröffentlichten Appell: "Weder Facebook noch Google haben Redaktionen."

Von Karoline Meta Beisel

Wer erledigt die Arbeit, und wer verdient das Geld? Im Wettkampf um die Aufmerksamkeit der Leser im Netz - und um Werbeetats - ist die Antwort für viele Verlage klar: Journalisten arbeiten, Facebook und Google kassieren ab. Im Streit um ein Leistungsschutzrecht auf europäischer Ebene haben sich neun Nachrichtenagenturen, darunter die französische AFP und die deutsche dpa, nun mit einem Appell auf die Seite der Verleger gestellt: Nachrichten gehörten im Netz zu den beliebtesten Inhalten, heißt es in einem Beitrag, der am Mittwoch in der Zeitung Le Monde veröffentlicht wurde. Aber "weder Facebook noch Google haben Redaktionen", heißt es weiter. "Sie haben keine Mitarbeiter in Syrien, die unter Einsatz ihres Lebens Bericht erstatten. Kein dauerhaftes Büro in Simbabwe, um die Hintergründe des Rücktritts von Mugabe zu ermitteln. Keinen freien Journalisten in Kamerun oder Myanmar."

Derzeit wird in Brüssel über ein europäisches Leistungsschutzrecht diskutiert, ähnlich wie das, welches in Deutschland zwar schon 2013 in Kraft trat - seitdem aber von einem Gericht zum nächsten gereicht wird; im Moment liegt die Sache beim Europäischen Gerichtshof. Genau wie in Deutschland geht es auch auf europäischer Ebene um die Frage, ob und wie Verlage dafür vergütet werden, wenn Suchmaschinen oder soziale Netzwerke fremde Inhalte in ihre Angebote einbauen. Kritiker fürchten allerdings, dass so ein Leistungsschutzrecht es allen Internetnutzern erschweren würde, auf fremde Inhalte im Netz zu verlinken - und es so letztlich nicht nur die Großkonzerne aus den USA, sondern auch Start-ups aus der Medienwelt treffen würde.

In diesem Streit haben die Nachrichtenagenturen nun klar Stellung bezogen. Ihre wirtschaftliche Gesundheit sei direkt an die ihrer Kunden, die Medienhäuser, gebunden, heißt es in dem nun veröffentlichten Appell. "Wir sitzen mit den Verlegern in einem Boot", sagt Peter Kropsch, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der dpa.

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Quelle:
SZ vom 15.12.2017
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