Larry Hagman ist tot:"Ich werde J.R. sein, bis ich sterbe"

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Fieses Lächeln, Stetson und funkelnder Blick: Als J.R. Ewing in "Dallas" wurde Larry Hagman weltberühmt. Doch der US-Schauspieler konnte auch anders. Nun ist er im Alter von 81 Jahren gestorben.

Carolin Gasteiger

"Ich weiß, was ich auf J.R.s Grabstein geschrieben sehen will: Hier liegt der aufrichtige Bürger J.R. Ewing. Dieses ist der einzige Deal, den er je verlor." Larry Hagman sagte diese Worte 1988 und nun hat er selbst seinen letzten Deal verloren - den Kampf gegen den Krebs. Mit J.R. wird er jedoch untrennbar verbunden bleiben.

Die Hauptrolle in der US-Serie Dallas war die Rolle seines Lebens. Den hinterhältigen texanischen Ölbaron perfektionierte Hagman, wenn er mit funkelnden Augen unter seinem Cowboyhut hervor seine makellos weißen Zähne aufblitzen ließ. "Ich kann mich nicht mal an die Hälfte der Menschen erinnern, mit denen ich geschlafen, denen ich ein Messer in den Rücken gerammt oder die ich in den Selbstmord getrieben habe", erzählte Hagman einmal dem Time-Magazin im Namen seines Alter Egos.

In einer Zeit, in der in Deutschland Das Traumschiff und die Schwarzwaldklinik liefen und von einer Finanzkrise noch nichts zu spüren war, zeigte Dallas "die Arschlochseite des Kapitalismus", wie Hagman einmal feststellte. Und er alias J. R. Ewing verkörperte diesen in all seiner Skrupellosigkeit.

Vielleicht war er deshalb so gut, weil ihn das Leben einiges gelehrt hatte. Hagman, 1931 in Fort Worth in Texas geboren und in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen, hatte schon als Teenager zu trinken angefangen. Als er schon erfolgreich als Schauspieler arbeitete, kippte er auch während Dreharbeiten bis zu vier Flaschen Champagner an einem Tag. Nach der Scheidung seiner Eltern begleitete er seine Mutter, die Schauspielerin Mary Martin, auf Tournee und kam schließlich an den Broadway, wo er auch seine Frau, die Modezeichnerin Maj Axelsson kennenlernte. Die beiden heirateten 1954 und bekamen zwei Kinder.

Larry Hagman ist tot
:Abschied von einem TV-Fiesling

Bis zuletzt hat Larry Hagman die Kultrolle gespielt, die seine Karriere prägte: den fiesen Ölbaron J.R. Ewing aus der Erfolgsserie "Dallas". In der Realität setzte er sich für Solarenenergie ein und "brachte Freude, zu jedem, den er kannte". Nun ist Hagman mit 81 gestorben.

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Hagman spielte im Musical South Pacific, trat später in mehreren Broadway-Produktionen auf. Sein Kinodebüt feierte er 1964 noch an der Seite von Jack Nicholson in Ensign Pulver. Dann kam bald das Fernsehen. Und Dallas. Die US-Serie über Intrigen, Macht und falsche Freunde in der einer texanischen Ölfamilie startete 1978 auf CBS und sollte bald zur erfolgreichsten TV-Serie ihrer Zeit werden. Und Larry Hagman wurde zum erfolgreichsten Serienstar. 1991 wurde sie vorläufig eingestellt, manche mutmaßen aufgrund von Hagmans utopischer Gagenforderungen. Anschließend spielte Hagman in Filmen wie Mit aller Macht oder Nixon korrupte Politiker.

Beruflich war ihm immer lieber gewesen, die Bösen zu spielen. Privat war er jedoch weit entfernt vom fiesen Ölbaron, eher gab er den Geläuterten. Aus dem Koreakrieg kehrte er mit rassistischen Gesinnungen zurück, die er dann jedoch ablegte, sich gegen den Vietnamkrieg engagierte und die Peace and Freedom Party mitgründete. Nicht nur politisch, auch gesundheitlich lernte er seine Lektionen. Er war in früheren Jahren nicht nur alkoholabhängig, sondern nahm auch LSD und Marihuana, schließlich benötigte er nach einer Zirrhose eine neue Leber. Von da an ließ er die Finger vom Alkohol und setzte sich für Organtransplantation ein. Auch mit dem Rauchen hörte er auf und engagierte sich in Nichtraucher-Kampagnen. Über sein enthaltsameres Leben sagte Hagman einmal: "Es ist derselbe alte Larry Hagman. Nur ein bisschen nüchterner."

Nur am Marihuana hielt er fest und forderte dessen Legalisierung. Der Times soll Hagman einst gesagt haben, seine Asche solle nach seinem Tod auf einem Marihuanafeld verstreut werden. Wenn es geerntet und daraus ein Kuchen gebacken wird, würden die Menschen "ein bisschen Larry essen." Sogar für Solarstrom warb der Texaner und bekennende Gegner von George W. Bush. Sönke Wortmann drehte mit ihm einen TV-Spot mit dem Slogan "Shine, baby, shine!" Auch darin trug er sein Markenzeichen, den Stetson, der auch für J.R. Ewing typisch war.

Hagman wusste wohl, dass ihn die Dallas-Figur ein Leben lang begleiten würde. Und er liebte seine Paraderolle. "Er ist ein Womanizer, eine Ratte. Aber er hat viel Spaß. Ich werde J. R. sein, bis ich sterbe." Das sollte sich bewahrheiten. Hagman starb am Freitag im Alter von 81 Jahren in einer Klinik in Dallas, unweit seines Heimatortes. Dort, wo er J.R. so groß werden ließ.

Im amerikanischen Fernsehen läuft derzeit die Neuauflage, in der auch Patrick Duffy alias J. R.s Bruder Bobby und seine Filmfrau Linda Gray zu sehen sind, und erreicht Rekord-Einschaltquoten. Hierzulande sicherte sich RTL bereits die Rechte. Hagman spielt den in die Jahre gekommenen Fiesling., sitzt anfangs sogar scheintot im Rollstuhl. J.R. ist gealtert, aber immer noch so intrigant wie in den Achtzigern.

RTL sichert sich Rechte für neues "Dallas"
:Fies wie J.R., aber frivoler

Intrigen, Geld und schmierige Geschäfte: Die US-Serie "Dallas" hat das Fernsehen in den 80ern geprägt. Nun lebt die Serie im deutschen Fernsehen neu auf und J. R. ist wieder dabei.

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Mit Material der Agenturen

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