Süddeutsche Zeitung

Kritik am ZDF-Dreiteiler "Tannbach":Ärger mit dem Seppldialekt

  • Ärger über falschen Dialekt
  • Sender entschied sich bewusst für oberbayerische Mundart

Zum Abschluss des Dreiteilers "Tannbach" darf das ZDF die Miniserie als Erfolg verbuchen. 6,59 Millionen Menschen sahen die letzte Episode über das Nachkriegsschicksal des Dorfs Mödlareuth, das 41 Jahre lang durch die innerdeutsche Grenze geteilt war. Damit steigerte sich die Zahl der Zuschauer von Sendung zu Sendung: Schalteten in Folge eins noch 6,35 Millionen Menschen zu, so war die Zahl der Zuschauer in der zweiten Folge bereits auf 6,55 Millionen gestiegen, bevor sie nun noch einmal gesteigert wurde.

Oberbayerisch statt oberfränkisch

Die Quoten stimmen also, trotzdem hagelt es Kritik: Viele Zuschauer ärgern sich über den Dialekt, der in der Sendung gesprochen wurde.

In den Filmen hören sich die Darsteller auf der westlichen Seite so an, als ob sie aus Oberbayern stammten. Mödlareuth liegt allerdings auf der Landesgrenze zwischen Thüringen und Bayern - dort sprechen die Menschen oberfränkisch. Entsprechend gereizt fielen die lokalen Kommentare aus.

So sprach die Tageszeitung Der Fränkische Tag von einem "Dialekt-Debakel": Tannbach sei einfach nach Oberbayern verpflanzt worden. Verärgert zeigte sich auch der "Fränkische Bund". Er sprach von einer "Dreistigkeit" des ZDF, "den Seppldialekt im fränkischen Mödlareuth erklingen" zu lassen. Auf Twitter herrschte in den Kommentaren eine Mischung aus Unverständnis und Satire.

Bewusste Entscheidung des Senders

Sonderbar erschien viele Zuschauern, dass die Macher der Serie gezielt die geografisch wie historisch falsche Mundart angeordnet haben sollen. Eine Schauspielerin sagte am Montag im Frühstücksfernsehen des ZDF, dass sie entsprechende Anweisungen erhalten habe. Ihr sei beim Casting nahegelegt worden, sich den bayerischen Dialekt anzueignen. Diese bewusste Veränderung der realen Gegebenheiten stieß manchem Internetnutzer besonders sauer auf.

Eine ZDF-Sprecherin sagte am Donnerstag, die Filmemacher hätten im Vorfeld die Dialektfrage eingehend erörtert. "Es sollte auf jeden Fall eine ländliche Dialektfärbung sein", sagte sie. Auch sollte der Dialekt von möglichst vielen TV-Zuschauern verstanden werden.

Zudem stehe das in dem ZDF-Dreiteiler vorgestellte Dorf stellvertretend für alle anderen früheren Orte entlang der Grenze. "Und auch in Mödlareuth hat es vor 70 Jahren noch andere Dialektfärbungen gegeben", gab die Sprecherin zu bedenken. Trotz aller Kritik: "Tannbach" bleibt eine gute deutsche Produktion. Das mussten dann auch die Dialekt-Gegner zugeben.

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