Kooperation von ARD und ZDF:Nach 30 Jahren ist Schluss

Das eigene Profil soll stärker werden: Deswegen produziert das ZDF künftig eigene Nachrichten am Vormittag und kündigt die bisherige Kooperation mit der ARD auf. Die Frage ist nur, worin der tiefere Sinn der Neuregelung liegt, denn eine Ausgabe entfällt komplett, zwei weitere werden stark gekürzt.

Christopher Keil und Claudia Tieschky

Beim Thema Nachrichten verstehen öffentlich-rechtliche Fernsehmanager wenig Spaß. Das liegt daran, dass sie Nachrichten wie Dokumentation und Reportagen zum Kernauftrag des gebührenfinanzierten Rundfunks zählen. In der Einschätzung liegen sie sicher richtig. Könnte man also meinen, das ZDF tue gut daran, vom 1. Januar 2012 an eine 30 Jahre währende Kooperation mit der ARD zu brechen?

Vorschau: Claus Kleber stellt 'heute journal plus' vor

Betrieb ist im ZDF-Studio und bei Claus Kleber jetzt zwar jeden Vormittag - dafür werden jedoch Sendungen gekürzt oder gleich ganz gestrichen.

(Foto: dapd)

ARD und ZDF wechseln sich bekanntlich mit der Produktion des Morgenmagazins ab. Wenn das Erste an der Reihe war, produzierte es News um 9, 10 und 12 Uhr für beide Anstalten. Genau so hielt es das ZDF. War das Zweite Gastgeber des Frühstücksfernsehens, kamen die Nachrichten um 9, 10 und 12 Uhr im Zeichen des Heute-Logos, auch im Ersten.

An diesem Freitag beriet der Fernsehrat des ZDF über den Entschluss des Senders, künftig täglich vormittags eigene Nachrichtensendungen anzubieten und nicht mehr die Tagesschau-Ausgaben der ARD zu übernehmen. Ergebnis: Das Aufsichtsgremium stärkte dem ZDF den Rücken.

Allerdings fragt man sich, worin der tiefere Sinn der Neuregelung liegen mag, die wohl von ZDF-Chefredakteur Peter Frey erdacht wurde. Zwar konkurriert heute dann täglich um 9 und um 12 und um 17 Uhr mit der Tagesschau, dafür strich das ZDF die 10-Uhr-Ausgabe und verkürzt die News um 12 und um 17 Uhr um jeweils fünf Minuten.

Vor allem will Frey offenbar mit einem eigenen Nachrichtenbetrieb am Vormittag auch Bilder für die Internetnachrichten des ZDF herstellen können. Das sei keine Absage an Kooperation, sondern ein "Bekenntnis zum Profil der eigenen Nachrichten", erklärten ZDF-Intendant Markus Schächter und der Fernsehratsvorsitzende Rupprecht Polenz nun.

Letzte Bemühungen der ARD schlagen fehl

In den zurückliegenden Tagen hatte es noch letzte Versuche der ARD gegeben, den öffentlich-rechtlichen Partner umzustimmen. Angeblich war der BR-Intendant Ulrich Wilhelm mit Schächter und Programmdirektor Thomas Bellut im Gespräch. Der BR hat das zwar nicht bestätigt, doch aus ARD-Kreisen war zu vernehmen, dass Wilhelm sich noch sehr bemüht habe, eine Veränderung der ZDF-Position zu erreichen.

Wilhelm war schon bei den Parallelübertragungen von royalen Hochzeiten ein Kritiker. Der 50-Jährige sucht, auch vor dem Hintergrund sinkender Gebühreneinnahmen, gerne die partnerschaftliche Lösung, sofern das möglich ist.

Aus Köln drückte die WDR-Intendantin und ARD-Vorsitzende Monika Piel ihr Bedauern über die ZDF-Strategie aus. Man respektiere die Entscheidung, sagte sie an diesem Freitag, "für die ARD ist aber klar, dass wir unser Informationsprofil nicht schwächen. Eine Kürzung des Informationsangebots am Vormittag - wie vom ZDF geplant - passt nicht in unsere Strategie, die Information im Ersten weiter zu stärken."

Das weitere Vorgehen werde nun beraten, in der Intendantenrunde gebe es aber "schon jetzt eine klare Tendenz, dass die ARD - zunächst befristet - dann künftig am Vormittag auch in den ZDF-Sendewochen auf eigene Nachrichten setzen wird. Sollte beim ZDF aber ein Umdenken stattfinden, wären wir natürlich jederzeit bereit, die Kooperation mit dem ZDF wieder aufzunehmen".

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