Süddeutsche Zeitung

Konstanzer Tatort "Letzte Tage":Mord an Bord

Lesezeit: 1 min

Kommissarin Klara Blum hat es im Bodensee-Tatort "Letzte Tage" mit einem Mord auf einer Fähre zu tun. Dabei gerät sie in ein Kompetenzgerangel mit ihrem Schweizer Kollegen - und dieses will einfach kein Ende nehmen.

Von Holger Gertz

Da ist jemand zu Tode gekommen auf der Bodensee-Fähre zwischen Deutschland und der Schweiz. So eine Fähre ist staatsrechtlich herrenloses Gebiet, also ist nicht klar, wer in diesem Fall der Chefermittler sein darf: die samtherzige Klara Blum aus Deutschland oder der verschlagene Schweizer Matteo Lüthi. Mag sein, dass Regisseur Elmar Fischer und Autor Stefan Dähnert geglaubt haben, Spannung saugen zu können aus dem augenblicklich einsetzenden Kompetenzgerangel, aber die Debatte darüber, wer hier den sogenannten Hut aufhat, will und will kein Ende nehmen.

Lüthi - der oft eine Sonnenbrille trägt, weil er ja irgendwie verdächtig ist - sagt: "Ich habe die Ermittlungen bereits aufgenommen." Blum sagt: "Wer hier aufklärt, das soll der Staatsanwalt entscheiden." Lüthi sagt: "Ich war als Erster vor Ort." Blum sagt: "Die Schweizer haben ein Problem: die Alpen. Um sie herum nur Berge, und was sich dahinter abspielt, möchte man lieber nicht wissen." So geht es weiter und leider immer weiter, bis Klara Blum sich mit Handschellen an ihren Kollegen kettet. Weil sie auch noch den Schlüssel über Bord wirft, müssen die beiden fast übereinanderklettern, um in ihren Geländewagen zu kommen. Vermutlich soll das slapstickartig heiter wirken, ist aber komplett albern.

Unterdessen verliebt sich Assistent Perlmann in ein sehr trauriges und auch sehr krankes Mädchen. Beide liegen - mit bereits derangierten Klamotten - auf einem Sofa rum, der Abend ist ein Versprechen, und das Mädchen legt sprachlich die Latte gleich schön hoch: "Mein Kopf ist ein leerer Tanzsaal." Aber da setzt Perlmann zu einem klassisch deutschen weinerlichen Fernsehermittlermonolog an. "Früher hab mir mal gedacht, ist sicher total spannend, Polizist zu sein. Bist nur der Wahrheit verpflichtet und dem Recht. Führst ein Leben auf der Überholspur, immer Action." Merke: Die Horrorfloskel von der Überholspur ist nie angebracht und schon gar nicht, wenn grad ein Frauenkopf an der eigenen Schulter rastet. Da müsste das Mädchen nicht todkrank sein, um den Typen sterbenslangweilig zu finden.

Zum Glück geht der Tatort jetzt erstmal in die Sommerpause.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 22.06.2013
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