Süddeutsche Zeitung

Konferenz der Ministerpräsidenten:Jugendkanal von ARD und ZDF nur online

  • Die Ministerpräsidenten entscheiden, dass der Jugendkanal von ARD und ZDF nur im Internet, nicht aber in Fernsehen und Radio umgesetzt werden soll.
  • Speziell aus den unionsgeführten Ländern hatte das etwa 45 Millionen Euro teure Projekt Widerstand erfahren.
  • ZDF-Intendant Thomas Bellut begrüßte die Entscheidung, forderte aber mehr Spielraum für Internetangebote, aus der ARD kam Kritik
  • der familienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Marcus Weinberg spricht von einer "vertanen Chance"

Jugendkanal nur im Netz

Der von ARD und ZDF geplante Jugendkanal wird nur im Internet an den Start gehen, ein eigenes Angebot in Radio und Fernsehen soll es nicht geben. Das haben die Ministerpräsidenten der Länder am Freitag bei ihrer Konferenz in Potsdam beschlossen.

Widerstand aus unionsgeführten Ländern

ARD und ZDF hatten ursprünglich einen Multimedia-Auftritt für 14- bis 29-Jährige in Fernsehen, Radio und im Netz geplant. Doch dagegen hatte es in einigen Bundesländern Widerstand gegeben. Unmittelbar vor der Konferenz der Regierungschefs gab es vor allem aus dem CDU-geführten Sachsen Kritik. Bereits im März war die Entscheidung wegen Widerständen aus den unionsgeführten Ländern Bayern, Hessen und Sachsen vertagt worden.

Erste Reaktionen

Thomas Bellut, der Intendant des ZDF, begrüßte die Entscheidung der Ministerpräsidenten. Ein digitaler Jugendkanal sei eine "perfekte Ergänzung" der Digitalkanäle ZDFneo und ZDFinfo. Bellut forderte aber mehr Bewegungsspielraum für Internetangebote - für Mediatheken gibt es bislang noch Einschränkungen.

Die ARD ist über die rein digitale Form des neuen Jugendkanals nicht glücklich. Zwar sei die Entscheidung für den Kanal "eine gute Nachricht für unser junges Publikum", sagte der ARD-Vorsitzende und NDR-Intendant Lutz Marmor. Dass es kein eigenes Programm im Fernsehen geben werde, erschwere aber den Start. Peter Boudgoust, Intendant des bei dem Projekt federführenden SWR, wurde noch deutlicher: "Die Beauftragung entspricht nicht dem ursprünglichen Konzept eines crossmedialen Angebots." ARD und ZDF hätten auf die konsequente Verschmelzung von Hörfunk, Online und Fernsehen gesetzt und einen innovativen, durchdachten Ansatz vorgelegt.

Der familienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Marcus Weinberg äußerte sich ebenfalls kritisch: Die 'kleine Lösung' mit einem Jugendkanal, der nur im Internet an den Start geht, sei zu wenig, ein solcher Kanal könne kein echtes Angebot für Jugendliche darstellen. Ein crossmediales Angebot, sagte Weinberg, hätte das Zielpublikum besser angesprochen: "Nun wurde die Chance vertan, ein breites junges Publikum zu erreichen." Angesichts des Bildungsauftrags von ARD und ZDF wäre ein umfassendes Angebot "wertvoll und wichtig gewesen".

Über das Projekt

Das Projekt sollte in der geplanten Form 45 Millionen Euro pro Jahr kosten. Die ARD wollte 30 Millionen Euro übernehmen, das ZDF 15 Millionen Euro. Das Angebot sollte auf Smartphone, Tablet und PC sowie im klassischen Fernsehen abrufbar und im Radio zu hören sein. Seit 2012 versuchen ARD und ZDF einen gemeinsamen Jugendkanal einzurichten.

Vor der Konferenz hatten der SWR-Intendant Peter Boudgoust und ZDF-Intendant Thomas Bellut noch einmal nachdrücklich für den Kanal geworben.

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