In eigener Sache:Kommission legt Gutachten zur Aufarbeitung der gegen Alexandra Föderl-Schmid erhobenen Vorwürfe vor

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Die SZ-Chefredaktion äußert sich zum Bericht der Experten: "Der angebliche Plagiatsskandal ist keiner." Das Gutachten stellt aber Verstöße gegen journalistische Standards fest.

Die stellvertretende Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung (SZ), Alexandra Föderl-Schmid, hat nach Feststellung einer unabhängigen Expertenkommission bei ihrer journalistischen Arbeit nicht plagiiert. Der Fall Föderl-Schmid sei "weit entfernt von einem Plagiatsskandal", heißt es im Abschlussbericht der Kommission, der heute in München veröffentlicht wurde. "Wer Föderl-Schmid vorwirft, sie habe systematisch und in großem Umfang plagiiert, versteht nicht, wie tagesaktueller Journalismus funktioniert", so die Experten. Gleichwohl habe Föderl-Schmid gegen journalistische Standards verstoßen, weil sie in mehreren Fällen nicht kenntlich gemacht habe, dass sie Teile ihrer Texte, beispielsweise aus Wikipedia oder quasiamtlichen Quellen, übernommen habe.

Die Kommission war am 7. Februar 2024 von der SZ-Chefredaktion im Einvernehmen mit Alexandra Föderl-Schmid eingesetzt worden. Dem Expertengremium gehörten der frühere Spiegel-Chefredakteur Steffen Klusmann, die Leiterin der Deutschen Journalistenschule, Henriette Löwisch, sowie der Eichstätter Journalistik-Professor Klaus Meier an. Die Kommission hatte die Aufgabe, den Vorwurf zu prüfen, Föderl-Schmid sei mit Quellen nicht transparent umgegangen und habe journalistische Standards verletzt. "Bei all dem, was die kreative Eigenleistung eines Journalisten ausmacht, also der Exklusivität von Recherche und Gesprächspartnern, der dramaturgischen und schreiberischen Qualität, der Schärfe von Analysen oder der Wucht von Meinungsbeiträgen, konnten wir bis auf ganz wenige Ausnahmen keine Verstöße von publizistischen Standards ausmachen", urteilen die Experten.

Die Kommission verwendete für ihre Untersuchung die Plagiats-Software Turnitin. Wegen auffälliger Übereinstimmungen mit anderen Quellen wurden rund 260 der von Föderl-Schmid in der SZ veröffentlichten 1100 Artikel näher untersucht. Bei zwei Drittel der 260 Texte beruhten diese Auffälligkeiten schlicht darauf, dass andere Medien Textpassagen Föderl-Schmids übernommen hatten. Das restliche Drittel enthielt in einem größeren Teil der Texte Passagen aus Nachrichtenagenturen und in einem kleineren Teil stellenweise die Übernahme von Fakten, Zahlen und Zuordnungen, ohne die Quellen auszuweisen. In dem Gutachten heißt es dazu: "Keine Hinweise fanden wir darauf, dass Föderl-Schmid methodisch die journalistische Leistung von anderen in einer Weise kopiert hätte, ohne die ihre eigenen Texte keine Gültigkeit gehabt hätten. Sie ließ es an Transparenz fehlen, hat aber nicht versucht, Übernahmen von Passagen aus anderen Publikationen zu verschleiern."

Zu rund zwei Dutzend der Texte, die die Kommission als problematisch einstufte, befragten die Experten Alexandra Föderl-Schmid selbst. Für viele Auffälligkeiten bei diesen Texten habe Föderl-Schmid "eine überzeugende Erklärung" vorgebracht, "andere hat sie bedauert", heißt es in dem Gutachten. Weiter heißt es dort: "In der Rückschau würde sie heute einiges anders machen. Sie wäre transparenter, sagt sie."

"Der angebliche Plagiatsskandal ist keiner", stellen die SZ-Chefredakteure Wolfgang Krach und Judith Wittwer mit Blick auf das Gutachten fest. "Wir hoffen, dass das Ergebnis und die Ausführungen der Kommission dazu beitragen, die Debatte um vermeintliche Plagiatsverdachtsfälle im Journalismus zu versachlichen und die Methodik bei der Aufdeckung zu hinterfragen."

Die SZ-Chefredaktion weiter: "Dennoch handelt es sich um Verstöße gegen die journalistischen Standards der Süddeutschen Zeitung, über die wir nicht hinwegsehen können. Wenn ganze Textpassagen, teilweise wörtlich, ohne Quellenangabe von Nachrichtenagenturen oder aus anderen Medien übernommen werden, ist das mit unserem Selbstverständnis als Autorenzeitung nicht vereinbar."

Die Süddeutsche Zeitung hat bereits vor einigen Wochen damit begonnen, die internen journalistischen Standards, die in verschiedenen Dokumenten und Richtlinien sowie als gelebte Praxis vorliegen, zu überprüfen, weiterzuentwickeln und in einem Handbuch zusammenzufassen. Dies gilt insbesondere für den Umgang mit Nachrichtenagenturen und lexikalischen Inhalten. Hierzu die SZ-Chefredaktion: "Wir sind dankbar für die Empfehlungen der Kommission, die in die gleiche Richtung zielen. Die Arbeitsgruppe, die sich mit unseren Standards befasst, wird die Vorschläge der Kommission prüfen und berücksichtigen."

Es ist geplant, dass Alexandra Föderl-Schmid in die SZ-Redaktion zurückkommt. "Wir freuen uns auf ihre Rückkehr", so Wolfgang Krach und Judith Wittwer. "Über die Modalitäten befinden wir uns mit Alexandra Föderl-Schmid in vertraulichen Gesprächen, deren Abschluss wir nicht vorgreifen wollen und werden."

Der Kommissionsbericht ist zum Download abrufbar unter sz.de/gutachten-expertenkommission

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