Süddeutsche Zeitung

Schweiger-"Tatort", Teil zwei:"Tatort", top secret

Der zweite Teil des Schweiger-"Tatorts" zum Jahreswechsel wurde vom NDR vorab strikt unter Verschluss gehalten. Dazu heißt es arg verschwörerisch: "Think big".

TV-Kritik von Katharina Riehl

Am Ende des Neujahrs- Tatorts hat Nick Tschiller nur mit seinen Fäusten bewaffnet drei Männer und eine Kreissäge erledigt, aber was bedeutet so ein Erfolg denn noch, wenn das Schicksal seinerseits die Kreissäge herausgeholt hat. Für die Spät-Schauer soll hier nicht alles verraten werden, nur das: Tschiller hatte am Ende der Tatort-Episode "Der große Schmerz" nicht mehr viel zu verlieren und fuhr, ganz hanseatischer Desperado, in die Dämmerung davon.

"Fegefeuer" heißt nun apokalyptisch verheißungsvoll der vierte Teil des Kampfes zwischen LKA-Mann Nick Tschiller und Schwerverbrecher Firat Astan um das schöne Hamburg, das aber ist schon das einzige, was hier über den Film gesagt werden kann. Der NDR hat allen Tatort-interessierten Redaktionen mitgeteilt, dass "Fegefeuer" nicht vor der Ausstrahlung am 3. Januar gezeigt werden könne, "damit wesentliche Handlungselemente nicht schon vorab bekannt werden" und "den Tatort-Fans die Spannung bis zum Schluss erhalten" bleibt.

Mit so einer Ansage umweht den Norddeutschen Rundfunk natürlich ein Hauch von Hollywood, wo für filmische Großereignisse ebenfalls höchste Geheimhaltungsstufe gilt; "Think big" hat NDR-Programmdirektor Frank Beckmann in die Pressemappe der Schweiger-Tatorte gedichtet. Filmkritiker allerdings durften sogar den neuen Star Wars sehen, bevor er in die Kinos kam.

Sei's drum, einer der beiden wütenden Herren wird die finale Schlacht vermutlich nicht überleben, obwohl die Einstufung als Verschlusssache vielleicht ein kleines bisschen weniger bescheuert erschiene, wenn Schweiger selbst den letzten Toten dieser leichenreichen Tetralogie gäbe. Dagegen spricht, dass er seinen Fans schon 2014 via Bild vier weitere Tatorte versprach, und Nick Tschiller diesen Februar sogar ins Kino kommt. Für ihn allerdings wäre der Tod vermutlich ohnehin nur eine neue Herausforderung.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 02.01.2016
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