Kolumne "Abspann":Selber sauber machen

Beobachtungen aus der Medienwelt, heute aus Brasilien - wo Zeitungen der Bevölkerung neuerdings das Putzen beibringen. Schließlich muss man in Corona-Zeiten ohne die gewohnte Haushaltshilfe auskommen.

Von Aurelie von Blazekovic

Es ist ja angeblich die Zeit für neue Projekte. In Deutschland wollen sich manche am selbstgemachten Sauerteigbrot probieren, in anderen Ländern hat man ganz andere Probleme. Die Corona-Krise führt etwa in Brasilien dazu, dass die Haushaltshilfen fernbleiben, die sich hier traditionell auch der Mittelstand leistet. Gutsituierte Brasilianer haben eine "empregada", die in aller Frühe mit dem Bus angefahren kommt und den Hausputz übernimmt. Nun müssen die Arbeitgeber, manche zum ersten Mal, selber sauber machen. Nur, wie geht das eigentlich?

Brasilianische Medien liefern Schritt-für-Schritt-Anleitungen: "Wie man jede Ecke der Wohnung putzt und welche Produkte man braucht", titelt etwa das Medienimperium Globo und lässt zwei Infektiologen strenge Putzregeln für die Quarantäne aufstellen: Mindestens täglich alles abwischen, Toilette und Waschbecken zusätzlich desinfizieren. Die Zeitung Folha de São Paulo hat etwas gemäßigtere Tipps: Einmal pro Woche vom Badezimmer zur Küche putzen reicht. Dabei ratsam: Die Bewohner, insbesondere Kinder, in ihre Zimmer stecken, damit die nicht wieder alles dreckig machen.

Soweit die Theorie, aber wer beim Wischen bisher nur Zuschauer war, kann überfordert sein. Die Fernsehmoderatorin Silvia Poppovic, 65, verriet der Zeitschrift Istoé ihre Schwierigkeiten: "Ich hatte immer Menschen, die mir helfen." Nun habe sie ihren Angestellten freigegeben. Überrascht war Poppovic wohl, als sie den Putzmittelschrank öffnete: "Wofür ist was? Ich muss eine Menge Dinge lernen.

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