Süddeutsche Zeitung

Neue Krimireihe im ZDF:Natürlich sind da alle verwirrt

In "Kolleginnen" mit Caroline Peters und Natalia Belitski haben die zwei Ermittlerinnen einen Mann gemeinsam.

Von Claudia Tieschky

An diesem Sonntag stellt der RBB ein neues Polizeiruf-Team vor, das die Spielarten von Männlichkeit herausarbeitet. Das ZDF dagegen stellt im Sinn des Beitragszahlers vorbildlich komplementär dazu am Samstag eine Krimireihe vor, bei der ausschließlich Frauen am Konferenztisch sitzen und die wahren Seelenverbrechen zwischen Müttern und Töchtern spielen. Männer dürfen mal auftreten und rufen: Was wird das hier? und kriegen keine Antwort, oder man backt ihnen Kuchen oder sie liegen tot im Gebüsch.

Vielleicht ist das Diversität aus dem Neandertal, aber das ist trotzdem prima, wenn dadurch gleich so viele tolle Schauspielerinnen - Caroline Peters, Natalia Belitski, Karoline Eichhorn und Petra Hartung - zu sehen sind. Die Leiche eines jungen Mannes wird in der Nähe eines Aussteiger-Hofs an der Grenze zu Brandenburg gefunden. An seiner Halskette findet sich die DNA eines Mädchens, das vier Jahre zuvor mit ihrem Neugeborenen verschwunden ist, eine Teenager-Schwangerschaft mit unbekanntem Vater, mutmaßlich Missbrauch. Irene Gaup (Peters) leitete damals die Ermittlungen. Nun liegt die Akte wieder auf ihrem Tisch, am ersten Tag mit der zielstrebigen neuen Kollegin Julia Jungklausen (Belitski). Der etwas groben Charakterisierung durch die ZDF-Prosa als "Starke Frauen" wäre mindestens hinzuzufügen, dass diese beiden Ermittlerinnen zwar fünfzehn Jahre auseinander liegen, aber auf jeweils verschiedene Art komplett unberechenbar sind, also ganz reizend alterslos.

Weder die ältere Frau wird hier zum Klischee, noch die jüngere Geliebte und noch nicht mal der Mann

Wahr ist aber auch: Wäre "Kolleginnen" nicht so programmatisch ein Frauenfilm, würde man ob der Grundkonstellation etwas hüsteln. Dann sähe es nämlich so aus, dass Irene und Julia die beiden Frauen desselben Mannes wären. In diesem Film ist es aber vielmehr so, dass Staatsanwalt Hans Gaup (Götz Schubert) der Mann zweier Kolleginnen ist.

Zu dem Unterschied gibt es wahrscheinlich kein Tutorial, aber auf die Schnelle lässt sich sagen, dass Annette Simon (Buch) und Vanessa Jopp (Regie) aus dieser Konstellation statt Rivalität eine sehr trockene Komik herstellen. Weder die ältere Frau mit ihrer Trennung nach zwanzig Beziehungsjahren wird zum Klischee, noch die jüngere, die beim Yoga-Wochenende etwas mit dem Staatsanwalt anfängt, und noch nicht mal der Staatsanwalt, der jetzt die Hemden offen trägt, aber von Irenes Carbonara träumt. Höchstens vielleicht sind alle etwas verwirrt, aber wie auch nicht.

Der elegant inszenierte Komödienstoff läuft neben Tätersuche und Landkommune ab und wird mit der Lebenskrise der älteren Ermittlerin verwoben, auch das ein Mutter-Tochter-Ding und das eigentliche Thema des Films. "Sie wirken so bodenständig", bemerkt Julia Jungklausen, als sie zusammen durch Dahlem fahren, wo Irene Gaup aufwuchs. "Hart erarbeitet", antwortet sie leise und schaut aus dem Fenster. Weil das alles aber ja am Krimisamstag stattfindet, wummert dazwischen der Fall mit viel Mystery-Sound, so als würde an der Hundeleine ein Panzer spazieren geführt.

Und nein, Männer kommen nicht schlecht weg. Sie sind einfach mal gut, mal nicht, und einer ist Schamane und wird dringend gebraucht.

Kolleginnen - Das böse Kind, ZDF, Samstag, 20.15 Uhr und in der ZDF-Mediathek.

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