Finanzinvestor:"Jeder Idiot kann eine Firma kaufen"

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KKR-Mitbegründer Henry Kravis, 75, studierte Wirtschaft, unter anderem in New York, und kam 1969 zur Investmentbank Bear Stearns. Später machte er sich selbständig.

(Foto: Andrew Gombert/dpa)

Henry Kravis gründete KKR und erfand ein neues Geschäftsmodell: Firmen übernehmen und mit Gewinn verkaufen. Jetzt soll das beim Axel-Springer-Verlag klappen.

Von Caspar Busse

Er ist mehrfacher Milliardär und er liebt das Fliegenfischen: Henry Kravis, 75, tritt nur sehr selten in der Öffentlichkeit auf. Aber der Mann, der in New York lebt und ein Büro mit direktem Blick auf den Central Park hat, ist Gründer der Beteiligungsfirma KKR. Und er ist einer der mächtigsten Männer in der internationalen Finanzindustrie. Das Geschäftsmodell: KKR sammelt Geld von großen Investoren ein, übernimmt damit Unternehmen, die in Problemen sind, baut diese um und steigt nach ein paar Jahren mit möglichst hohem Gewinn wieder aus. Es werden riesige Summen bewegt: Derzeit verwaltet KKR ein Vermögen von 199,5 Milliarden Dollar und ist an 107 Firmen beteiligt, die zusammen 750 000 Mitarbeiter beschäftigen. "Das ist eine knallharte und gut geölte Maschine", sagt ein Banker.

Das jüngste Geschäft von KKR ist die Beteiligung beim Berliner Medienunternehmen Axel Springer, das unter anderem Bild und Welt verlegt. Springer-Chef Mathias Döpfner kennt Kravis bereits seit vielen Jahren, die beiden haben sich immer wieder getroffen. Als Döpfner nach einem finanzkräftigen Investor Ausschau hielt, mit dem Springer schneller als bisher wachsen kann, ging er deshalb auch auf Kravis zu. Verhandelt wurde dann mit KKR-Europachef Johannes Huth und Philipp Freise, der für KKR von London aus vor allem für Medienunternehmen zuständig ist. Beide Seiten wurden sich bald einig.

An diesem Mittwoch gab KKR das Ergebnis des Übernahmeangebots bekannt: Der Finanzinvestor hat 27,8 Prozent der Springer-Aktien eingesammelt. Verlagserbin Friede Springer und Döpfner halten zusammen gut 45 Prozent der Aktien, sie unterstützen KKR, sodass die Partner nun zusammen auf fast 73 Prozent der Anteile kommen. Die Prozentzahl kann noch steigen, denn jetzt läuft eine zweite gesetzlich vorgeschriebene Angebotsfrist, bei der die übrigen Aktionäre Anteile an KKR veräußern können. Die beiden Enkel von Axel Cäsar Springer, Ariane und Axel Sven Springer, haben zusammen 9,8 Prozent und derzeit offenbar noch nicht verkauft.

"Gratulieren Sie uns nicht, wenn wir eine Firma gekauft haben. Jeder Idiot kann eine Firma kaufen", sagte Kravis vor einigen Wochen dem US-Magazin Forbes. Man müsse vielmehr investieren und das Unternehmen weiterentwickeln. Was der Investor damit auch sagen will: Jetzt erst kommt die richtige Arbeit. Normalerweise ist KKR fünf bis sieben Jahre beteiligt. Auch Döpfner hofft auf neue Impulse. "Wir werden zusätzliche Chancen nutzen können", sagte er. Schon wird spekuliert, Springer könnte jetzt für viel Geld das Anzeigenportal Autoscout 24 übernehmen. Weitere Zukäufe sind in jedem Fall geplant.

Henry Kravis stammt aus Tulsa im US-Staat Oklahoma, sein Vater machte mit Ölgeschäften viel Geld. Henrys gleichaltriger Cousin George Roberts, mit dem er schon als Kind eng verbunden war, überredete ihn 1969, zur New Yorker Investmentbank Bear Stearns zu wechseln. Der Chef der beiden, Jerome Kohlberg, entwickelte damals ein neues Konzept: Man stieg bei unterbewerteten Firmen ein, oder bei solchen, die in Problemen waren. Finanziert wurde das mit relativ wenig eigenem Geld, dafür mit hohen Krediten. Als Sicherheit fungierte die zu erwerbende Firma, später wurden dieser dann die Schulden übertragen. Die Bank lehnte diese neue und riskante Idee aber ab, so machte sich das Trio selbständig und gründete 1976 die Beteiligungsfirma Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR). Die Entscheidung fiel bei einem Abendessen im New Yorker Joe and Rose Restaurant. Das neue Unternehmen florierte.

Die Liste der Beteiligungen ist lang und umfasst so gut wie alle Branchen

KKR wurde zum Vorbild vieler anderer Beteiligungsfirmen, die dann als Heuschrecken bekannt wurden. Kohlberg schied 1987 aus, die beiden Cousins machen bis heute weiter, inzwischen ist KKR selbst an der Börse notiert. 1998 ging KKR nach Europa und hat mittlerweile weltweit 20 Büros auf vier Kontinenten. Das Kapital, mit dem KKR arbeitet, kommt von großen Banken, Versicherern oder Pensionsfonds. Angesichts der momentan sehr niedrigen Zinsen ist das Geschäftsmodell, das hohe, oft zweistellige Renditen verspricht, für diese besonders attraktiv. KKR gilt heute als vergleichsweise seriöse Beteiligungsfirma, daneben gibt es deutlich aggressivere Konkurrenten. Die Liste der Unternehmen, an denen KKR beteiligt ist oder mal war, ist ziemlich lang und umfasst so gut wie alle Branchen. Auch in Deutschland ist KKR schon lange aktiv, auch in der Medienbranche. 2006 wurde zusammen mit Permira die Mehrheit an Pro Sieben Sat 1 übernommen und später mit hohem Gewinn wieder verkauft. Mit dem Medienunternehmen Bertelsmann baute KKR die Musikfirma BMG neu auf, gab dann die Anteile an den Partner ab. In München baut derzeit der Medienmanager Fred Kogel für KKR eine Filmproduktionsgruppe auf, Herzstück ist Tele München. Sicher ist: Fliegenfischer Kravis wird weltweit weiter nach lukrativen Deals Ausschau halten.

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