Süddeutsche Zeitung

Kein Olympia auf ARD und ZDF:Sportverbände sorgen sich um ihre TV-Präsenz

ARD und ZDF steigen aus der Berichterstattung über Olympia aus. Lassen die Sender manche Disziplinen nun ganz fallen?

Von Johannes Knuth

Jürgen Fornoff trug bis zuletzt diese Hoffnung in sich, vielleicht, dachte er, würde es ja doch noch klappen mit einer Einigung. Aber insgeheim ahnte der Generalsekretär des Deutschen Schwimm-Verbands schon, wie die Geschichte ausgehen würde.

Die Kunde, dass die Olympischen Spiele ab 2018 in Deutschland in voller Länge von Eurosport übertragen werden, hat im deutschen Sport nicht gerade Begeisterung hervorgerufen.

Die bisherigen Rechteinhaber ARD und ZDF hatten versucht, von Eurosport zumindest Sublizenzen zu erwerben. Dieser Versuch wurde am Montag für gescheitert erklärt. Weshalb der deutsche Sport nun von einem neuen Gefühl gepackt wird: der Unsicherheit. "Sportsender wie Eurosport sind Klientelsender, die sprechen weniger das allgemeine Publikum an", sagt Fornoff.

Entsprechend geringer sei die Quote. Viele Sportarten befürchten nun einen Reichweitenverlust bei Olympia, das ist die eine Geschichte. Die andere Frage ist die, was nun in den Zwischenjahren passiert.

ARD und ZDF hatten zuletzt verkündet, dass sie prüfen werden, ob sie kleinere Sportveranstaltungen noch übertragen wollen, sollten sie beim Rechtepoker mit Eurosport leer ausgehen. Die Öffentlich-Rechtlichen besitzen die Rechte an diversen nationalen Meisterschaften, und Olympia war oft der Erzählrahmen, in den die Geschichten von diesen Titelkämpfen eingefasst wurden. Und jetzt?

"Unter völlig anderen Vorzeichen"

Sportverbände schließen mit Fernsehanstalten in der Regel Verträge ab, um ihre Meisterschaften ins Programm zu hieven. Die Wintersportverbände stimmen sich dabei seit Jahren ab, so können ARD und ZDF den stundenlangen Bilderteppich knüpfen, der jetzt wieder jedes Wochenende angeboten wird.

Die Sommerverbände handeln ihre Verträge für nationale und internationale Wettkämpfe dagegen oft individuell aus. Der Vertrag des Deutschen Schwimm-Verbands mit ARD und ZDF etwa läuft in diesem Jahr aus, für die kommenden Wochen sind seit längerem Gespräche angesetzt. "Die finden nun unter völlig anderen Vorzeichen statt", sagt Fornoff, und: "Ich bin nicht sicher, ob es so weitergehen wird wie bisher".

Ulrich Wilhelm, Sportrechte-Intendant der ARD, teilte am Montag mit: Die olympischen Sportarten würden auch künftig "mit spannenden Großereignissen in unseren Programmen stark vertreten sein, etwa die European Championships, die insgesamt sieben Europameisterschaften in olympischen Sportarten umfassen und zeitgleich im Sommer 2018 in Berlin und Glasgow ausgetragen werden."

Chance, von der Rolle der Abspielstation wegzukommen

Der Hamburger Medienwissenschaftler Thomas Horky hält die Sorgen der Verbände aber für "durchaus berechtigt". Wie, fragt er, "geht man bei ARD und ZDF damit um, dass man künftig Sportarten überträgt, das Hauptevent aber nicht im Programm hat?"

Er sieht für die Öffentlich-Rechtlichen, die für die Olympiarechte viel Geld an das Internationale Olympische Komitee überwiesen, aber auch eine Chance. "Ich würde mir wünschen, dass man dort zu einem kritischen Journalismus zurückkehrt", sagt Horky, weg von der Rolle als Abspielstation. Dann läge in dem Rechteverlust auch die Chance, "die Qualität wieder anzuheben."

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Quelle:
SZ vom 29.11.2016
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