Karriereende:Lehrer der Nation

Robert Atzorn
(Foto: Tobias Hase/dpa)

Schauspieler Robert Atzorn will sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen - einige Berufsgruppen schulden ihm noch länger Dankbarkeit.

Von David Denk

Das gibt's doch nicht! Robert Atzorn beendet seine Karriere - obwohl er, wie seine Agentin beteuert, "frisch, fröhlich und munter" ist. Für Außenstehende unvermittelt hat sich der 72-Jährige () aus der Öffentlichkeit zurückgezogen - ohne Abschiedsgala, ohne Aufhebens. Nicht mal Fanpost beantwortet er noch. Nach Ausstrahlung seines letzten Falls aus der ZDF-Krimireihe Nord Nord Mord am 15. Januar wird er nur noch Privatmann sein. Sogar seine Agentin kann ihre Verwunderung kaum verbergen, spricht von einer "Konsequenz, die ich noch nicht erlebt habe". Der Schauspieler ist die Ausnahme von der Regel, dass ältere Herren sich dann für besonders unersetzlich halten, wenn sie eigentlich schon lange keiner mehr sehen kann.

Robert Atzorn hat sich gegen ein - womöglich peinliches - Alterswerk entschieden und für einen Schlussstrich auf der Höhe seines Könnens: Besonders in den letzten Jahren beeindruckte er in Charakterrollen, 2012 etwa als Vize-Polizeichef Wolfgang Daschner in Der Fall Jakob von Metzler, wofür er mit dem Grimme-Preis sowie dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Demenzkranke, Alkoholiker - Atzorns spätere Figuren unterschieden sich sehr von denen, die ihn zu einem der populärsten Fernsehschauspieler gemacht haben: Mit der progressiven Darstellung der Berufsgruppe in Oh Gott, Herr Pfarrer (1988) konnte die Kirche ziemlich zufrieden sein. Und als kumpelhaft-engagierter Lehrer Dr. Specht hat Atzorn in den 90ern mehr fürs Image des Lehrerberufs getan als so manche Kultusministerkonferenz.

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