Süddeutsche Zeitung

Karl-Heinz Heimann:"Mister Kicker" ist tot

Lesezeit: 2 min

Er war eine Instanz des deutschen Fußballs: Karl-Heinz Heimann. Im Alter von 85 Jahren starb der langjährige Macher des "Kicker" - einen Tag vor dem 90. Jahrestag der Zeitschrift.

Schluss gemacht hat er erst mit 85. Es war selbstverständlich für den Herausgeber, auch im hohen Alter über Fußball zu reden und zu schreiben, und dabei genoss er den Respekt der Kollegen. Im Nürnberger Verlagshaus schätzten ihn auch die jungen Kollegen, jenen Veteranen, der alles über Spieler, Vereine und Funktionäre wusste - und der einfach "Mister Kicker" war.

Bei der bekannten Sportzeitschrift, die ausgerechnet am Mittwoch ihr 90. Jubiläum feiert, war Karl-Heinz Heimann eine Instanz. Er war seit 1952 für den Kicker in verschiedenen leitenden Funktionen tätig, von 1968 bis 1988 als Chefredakteur, danach von 1988 bis 2009 eben als Herausgeber. Der Mann hat das am 14. Juli 1920 von Walther Bensemann gegründete Magazin geprägt wie kaum ein anderer.

Er hatte eine gewisse Nähe zu Verbänden und Klubs und ließ die gewonnenen Informationen in die Kicker-Berichte einfließen. Ein wenig brav, manchmal unkritisch war das, immer aber durchsetzt mit Einzelheiten und Neuigkeiten. Vielfach wurde er geehrt, 1992 beispielsweise mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande. Der Weltverband Fifa vergab den Verdienstorden in Gold, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ein Ehrenzeichen in Gold mit Brillant.

Als Heimann nach 58 Jahren dann tatsächlich aufhörte, antwortete er in den Nürnberger Nachrichten auf die Frage, ob es sich wirklich um einen Ruhestand handele: "Ich wünsche, dass bei mir daheim das Telefon dann nicht mehr so oft bimmelt", fügte hinzu: "Dass es gelegentlich klingelt, na ja, das hätte ich schon ganz gerne."

Vieles in der deutschen Fußball-Publizistik geht auf ihn zurück, auf den Mann, der mit seiner Kolumne Scheinwerfer präsent war. Heimann ersann die "Rangliste des deutschen Fußballs", er erfand Kategorien wie die "Torjägerkanone", den "Fußballer des Jahres" und das "Sportfoto des Jahres". Vor jeder Saison gab es ein Bundesliga-Sonderheft.

Geprägt war Karl-Heinz Heimann durch die Kriegserlebnisse und die Gefangenschaft. Es ging ums Überleben, und der Mann aus Westfalen lernte in sowjetischen Lagern die russische Sprache, Mit der Moskauer Torwart-Legende Lew Jaschin und dem einstigen sowjetischen Nationaltrainer Walerij Lobanowski war er gut vertraut. Er habe eine "russische Seele", meinte Franz Beckenbauer einmal.

"Sein Tod trifft den ganzen Fußball und mich persönlich tief", sagt Kicker-Herausgeber Rainer Holzschuh.

Am Dienstag ist Karl-Heinz Heimann nach kurzer schwerer Krankheit gestorben - einen Tag vor dem 90. Jahrestag seines Kicker. Die Verantwortlichen haben sofort die vorgesehenen feierlichen Aktivitäten abgesagt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.974397
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/gba
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.