Karl Dall:Die Haufen dampfen

Kaum ein Komiker brachte in seinen Sketchen so viel Ehrlichkeit auf wie Karl Dall. Selbst Betroffene seiner Gags fanden sie witzig.

Hans Hoff

9 Bilder

Karl Dall - 'Auge zu und durch'

Quelle: picture-alliance/ dpa

1 / 9

Es gibt Unterhaltungskünstler, die beim deutschen Bildungsbürger Befremden auslösen. Karl Dall ist so ein Entertainer. Ungeachtet vieler Geschmacklosigkeiten, die er sich aus beruflichen Gründen gerne leistete, hat er das deutsche Humorgeschäft vorangetrieben in einer Zeit, die noch keine ausverkauften Hallen kannte, in denen heute Mario Barth und Cindy aus Marzahn kalauern.

Foto: Karl Dall bei den Dreharbeiten der RTL-Show Teufels Küche in Berlin (Archivfoto von 2005).

DIE KARL DALL SHOW

Quelle: OBS

2 / 9

Karl Dall, der wie der verstorbene Stern-Verleger Henri Nannen aus Emden stammt, lernte nach der Mittelschule Schriftsetzer. Doch er setzte bald alles auf das gesprochene Wort. In der Rolle des dummen August schlug er noch aus dem eigenen Handicap Kapital. Seine Muskelschwäche im rechten Augenlid hatte er schon zum Markenzeichen erkoren, als er mit der Komikerband Insterburg & Co. um 1970 über deutsche Bühnen tobte.

Foto: Karl Dall (links) und Stefan Raab 1999 in der Karl Dall Show.

Dreharbeiten zu 'Rotkäppchen reloaded'

Quelle: Db Björn Steinz/picture-alliance/ dpa/dpaweb

3 / 9

Während die Kollegen sangen, tat er so, als singe er. Dass er damit auch eine frühe und treffende Medienkritik an der Schlagerkultur transportierte, wollten viele nicht wahrhaben.

Foto: Karl Dall als König Theoderich bei den Dreharbeiten zu Rotkäppchen reloaded. Vor ihm Matthias Brenner, Michael Kessler und Christian Tramitz (von links nach rechts).

Karl Dall spaßt auf den Wies`n

Quelle: picture-alliance / dpa/dpaweb

4 / 9

Später traf ihn die Medienkritik: In der ARD-Show Verstehen Sie Spaß?, die ihn von 1983 bis 1990 als chaotischen Filmvorführer und Spaßtelefonierer zeigte, war er zu seinem Nachteil öffentlich-rechtlich formatiert.

Foto: Karl Dall 2004 auf dem Oktoberfest.

Karl Dall und Ingo Insterburg in Bernburg

Quelle: picture-alliance / dpa/dpaweb

5 / 9

Wie viel besser lag ihm die RTL-Talkrunde Dall-As (1985-1991), in der er seine Gäste nie mit direkten Fragen verschonte und auf die Reaktion des Augenblicks setzte. Das funktionierte, weil noch nicht jede Halbberühmtheit von einem Berater begleitet wurde. So beschied er dem Sänger Chris Howland einmal: "Du hättest lieber Platt lernen sollen statt Deutsch."

Foto: Karl Dall und Ingo Insterburg 2004 vor dem Eulenspiegelturm im Bernburger Schloss.

Karl Dall

Quelle: picture-alliance / dpa

6 / 9

Mehr Ehrlichkeit war im deutschen Fernsehen selten. Und gelacht wurde ohnehin. Sogar die Betroffenen fanden das in der Regel witzig. In einem SZ-Interview sagte Dall 1999: "Ich kann einen dampfenden Hundehaufen filmen, und wenn das zwei Millionen Zuschauer interessiert, dann sagen die Leute, das sei eine Klasse-Sendung gewesen." Mehr ist oft übers Fernsehen gar nicht zu sagen, auch die Manager von ARD und ZDF rechtfertigen heute ihre Populärprogramme nach diesem Prinzip.

Foto: Karl Dall vor dem Hamburger St. Pauli Theater, in der er die "Karl Dall St.Pauli-Show" präsentierte.

DIE KARL DALL SHOW 1

Quelle: OBS

7 / 9

Im September 2006 erschien Dalls Autobiografie, der Titel, na klar: Auge zu und durch. Seine TV-Zeit war da längst vorüber, trotzdem tauchte er immer mal wieder im Fernsehen auf.

Foto: Karl Dall 1999 mit den Assistentinnen der Karl Dall Show.

Boxen Europameisterschaft Schulz gegen Klitschko Prominenz

Quelle: picture-alliance / dpa

8 / 9

Zum 60.Geburtstag 2001 ließ die ARD ihm eine Fernsehshow ausrichten. Moderiert wurde sie von der damaligen und ebenfalls in Emden geborenen Tagesschau-Sprecherin Eva Hermann, was man - nach heutiger Lesart jedenfalls - im Nachhinein für einen besonders guten Gag oder eine besonders gelungene Gemeinheit halten kann. Karl Dall nahm auch das gelassen.

Foto: Karl Dall (rechts) und Guildo Horn 1999 beim Boxkampf Axel Schulz gegen Wladimir Klitschko um die Europameisterschaft im Schwergewicht.

'Das große EM-Grillen' - Karl Dall

Quelle: picture-alliance/ dpa

9 / 9

"Man wird alt, wenn die Leute anfangen zu sagen, dass man jung aussieht", hat er einmal gesagt.

Foto: Karl Dall 2008 in der NDR-Sendung Das große EM-Grillen.

© SZ vom 01.02.2011/tiq
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: