Journalismus:"Echo"-Medien streichen mehr als die Hälfte der Stellen

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Die "Echo"-Mediengruppe um das "Darmstädter Echo" kündigt ein umfangreiches Sparprogramm an. Der Deutsche Journalisten-Verband spricht von einem "schwarzen Tag für den Zeitungsjournalismus".

  • Die Echo-Mediengruppe streicht mehr als 150 Stellen, erste Kündigungen sollen Mitte 2015 wirksam werden.
  • Jährlich will das Unternehmen zehn Millionen Euro einsparen, um wieder profitabel zu werden.
  • Erst vor Wochenfrist hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung drastische Sparmaßnahmen angekündigt.

Zahlen und Maßnahmen

Angesichts sinkender Auflage und Einnahmen will die Echo-Mediengruppe ( Darmstädter Echo) mehr als die Hälfte der Stellen streichen. Der "drastische Personalabbau" sehe vor, dass von etwas mehr als 300 Vollzeitstellen noch 140 übrigbleiben, sagte Sprecher Hannes Fischer. Für die Redaktionen - derzeit 120 Vollzeitstellen - dürfe aber mit einer "geringeren Abschmelze" gerechnet werden. Pro Jahr sollen zehn Millionen Euro eingespart werden, um wieder profitabel zu werden.

Um den Stellenabbau so fair wie möglich umzusetzen, wird laut einer Mitteilung des Unternehmens über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan verhandelt. Die Belegschaft wurde in einer Mitarbeiterversammlung über die Pläne informiert.

Die Gesamtauflage lag zuletzt samstags laut IVW-Zahlen bei leicht unter 90.000 Exemplaren, vor zehn Jahren bei etwas über 116.000. Die Zentrale des Medienhauses in der Darmstädter Holzhofallee werde nach den Personaleinsparungen zu groß sein, sagte Fischer. Die Immobilie solle verkauft werden, die Mediengruppe wolle Darmstadt aber nicht verlassen. Außenredaktionen könnten auch zusammengelegt werden. Die ersten Kündigungen sollen voraussichtlich Mitte 2015 wirksam werden.

Stimmen zum Personalabbau

Echo-Verleger Hans-Peter Bach verteidigte den Sparkurs: "Die Marktbedingungen für Tageszeitungen haben sich radikal geändert und es ist die Pflicht der Geschäftsführung, dem Unternehmen und den verbleibenden Mitarbeitern eine Perspektive für die Zukunft zu schaffen."

Nach Ansicht des Betriebsrates sind die Ursachen für die schwierige Situation nicht allein in der allgemein negativen Entwicklung der Zeitungsbranche zu sehen. In diesem Fall seien schwerwiegende Managementfehler im eigenen Haus dazugekommen. Sie hätten über Jahre hinweg mögliche Erlöse geschmälert und die Kosten durch zweifelhafte Projekte in die Höhe getrieben.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) Hessen sprach von einem "schwarzen Tag für den Zeitungsjournalismus". Die Gewerkschaft Verdi zeigte sich "schockiert über die Pläne". Die Echo-Gruppe habe auf dem sich verändernden Anzeigenmarkt für Tageszeitungen zu spät und auch nicht konsequent genug reagiert.

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"Vorbild" FAZ

Erst vorige Woche hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) angekündigt, in den nächsten zwei bis drei Jahren insgesamt bis zu 200 Arbeitsplätze abzubauen. Damit will das Unternehmen bis 2017 jährlich mehr als 20 Millionen Euro einsparen. Die FAZ GmbH beschäftigt nach eigenen Angaben etwa 900 Mitarbeiter, darunter 400 fest angestellte Redakteure.

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