Joachim Gauck beim Kongress des BDZV:Vom Kern des Geschäfts

Zeitungsverleger treffen sich in Dresden

Bundespräsident Joachim Gauck spricht auf dem Kongress des BDZV.

(Foto: dpa)

"Qualitätsjournalismus ist nicht an die Form gebunden": Bundespräsident Joachim Gauck spricht beim Kongress der Zeitungsverleger über die Zukunft des Mediums. Sein Credo: Wird schon, irgendwie.

Von Cornelius Pollmer, Dresden

In den vergangenen Jahren gab es wohl keinen Branchentreff, auf dem nicht das Wort "Kaninchenzüchterverein" gefallen wäre. Wo immer jemand den mühseligen Start in den Beruf des Journalisten zu beschreiben versucht, malt er dieses blässliche Urbild vom ersten Lokalthema, das man als Praktikant so auf den Tisch bekommen kann.

Auf dem Kongress des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger in Dresden war es immerhin der Bundespräsident, der dieses Bild bemühte, und Joachim Gauck verlieh ihm durch seine Deutung gar ein wenig neue Farbkraft. Der Kaninchenzüchterverein nämlich steht nicht nur für Wiedergekäutes im Themenplan, er steht auch für eine fast konkurrenzlose Nähe vieler Journalisten zu ihren Lesern. "Google kann weder Geist noch Gespür eines Reporters vor Ort ersetzen", sagte Gauck.

In seiner Rede konzentrierte sich der Bundespräsident auf Grundsätzliches, er zielte dabei auf Journalismus als Beruf, das Medium Tageszeitung und die Branche generell. Gute Journalisten fühlten sich "nicht nur dem Eigentümer ihrer Zeitung, sondern auch dem Gemeinwohl verpflichtet". Solche Journalisten verstünden Erfolg "nicht nur als flüchtigen spektakulären Moment", sondern suchten diesen in der Beständigkeit. Deswegen sei prekäre Arbeit "keine stabile Basis" für Qualitätsjournalismus, weil sie Unsicherheit bedeutet.

Unsicherheit mit Offenheit begegnen

Der Unsicherheit in Bezug auf die Zukunft ihrer Branche sollten Journalisten mit Offenheit begegnen, sagte Gauck. Sie müssten diese sogar aushalten und dies bedeute, keine fertigen Antworten zu erzwingen. Er teile ihre Sorge, sagte Gauck den 400 Verlegern, aber eine "apokalyptische Debatte" zum Zeitungssterben bringe niemanden voran: "Wenn alles in Bewegung ist, dann sind auch wir aufgefordert, uns mutig auf den Weg zu machen."

Anders gesagt: Man kann die Erkenntnis nicht herbeijammern. Für den Moment empfiehlt Gauck, auf das zu achten, was bei allen Fragen der Markterfolgs immer noch den notwendigen Kern des Geschäfts beschreibt: "Qualitätsjournalismus ist nicht an die Form gebunden, sondern an einen Inhalt, eine Methode". Bei allem Wandel müsse Glaubwürdigkeit eine Konstante bleiben und damit "ein Prädikat, das in Sekunden verspielt, aber nur über Beständigkeit erworben werden kann". Dies sei eine Chance für die Zeitungen, denn ein "Verlangen nach verlässlicher Deutung wird bleiben". Gleichwohl wäre es "töricht, der Technik von morgen mit dem Erfahrungshorizont von gestern zu begegnen".

Gaucks Credo - wird schon, irgendwie - hatte sich in Dresden zuvor schon als Grundton durchgesetzt. In einer fast launigen Diskussion erzählte der Geschäftsführer des Nordkuriers durchaus zuversichtlich von der Zukunft seines Hauses. Da wurde Lutz Schumacher gefragt, was er denn zu tun gedenke, wenn ihm der Handel als Werbetreibender mal wegbrechen sollte? "Kein Problem, der ist schon weg", sagte Schumacher da. Und die Verleger im Saal, sie lachten.

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