40 Jahre Tagesthemen und Heute-Journal:Ihr Ehrgeiz ist die Beständigkeit

Talkshow Koelner Treff Gundula GAUSE Fernsehmoderatorin 08 09 2017 Gundula GAUSE TV Entertai

Nein, sie liest nicht nur vor. Gundula Gause ist "Redakteurin im Studio", sie wählt Themen mit aus und schreibt ihre Moderationen selbst.

(Foto: imago/Rainer Unkel)

Vor 40 Jahren gingen mit "Tagesthemen" und "Heute-Journal" zwei der wichtigsten Nachrichtenmagazine des deutschen Fernsehens auf Sendung. Kaum jemand ist so lange dabei wie Co-Moderatorin Gundula Gause.

Porträt von David Denk

Bei der Partnerwahl haben ja - auch wenn das fürs männliche Ego schwer zu verarbeiten ist - meist die Frauen das Sagen. Als Claus Kleber 2003 neuer Redaktionsleiter und Hauptmoderator des heute-journals wurde, hatte Gundula Gause schon zehn Jahre lang die Nachrichtenblöcke im ZDF-Nachrichtenmagazin präsentiert - und war selbstbewusst genug, sich auch dem neuen Chef als Co-Moderatorin anzubieten. "Ich kam hier an", erinnerte sich Kleber später, "und Gundula sagte, das sollten wir so machen, und ich sagte, okay, dann machen wir das so."

Es war eine gute Entscheidung: Kleber und Gause bilden seitdem ein harmonisches, eingespieltes Team mit großem Anteil am Erfolg des heute-journals, das 2017 erneut das erfolgreichste Nachrichtenmagazin im deutschen Fernsehen war. 2018 beginnt mit einem Doppeljubiläum: Das heute-journal ist vor 40 Jahren, Anfang Januar 1978, auf Sendung gegangen, am gleichen Tag wie die Tagesthemen im Ersten, und die Paarung Kleber/Gause feiert auch schon 15-Jähriges. Und das nächste Jubiläum wartet schon: Im Frühjahr wird Gause seit 25 Jahren dabei sein.

Ihr Anspruch dabei ist es, so hat sie es mal formuliert, "in dieses schnelle Medium, das voller optischer Reize ist, Tiefe, Hintergründe und Komplexität reinzubringen". Dass die 52-Jährige auch 2016 noch zu Protokoll gab, ihren Job "sehr, sehr gerne" zu machen, liegt wohl auch daran, dass Gause nicht nur vorliest, was andere ihr aufschreiben. Als "Redakteurin im Studio", die Themen mitauswählt und Moderationen selbst schreibt, prägt sie den Blick ihrer Zuschauer aufs immer unübersichtlicher werdende Nachrichtengeschehen in einer globalisierten Welt.

Dass sie in Switch Reloaded parodiert wird? "Eine Ehre"

Während viele Tagesschau-Sprecherinnen sich früher oder später zu Höherem berufen fühlen und abstürzen (Eva Herman, Susan Stahnke), macht Gause ihren Job und kommt am nächsten Tag wieder. Eine Verlässlichkeit, die auch ihr männliches Pendant Heinz Wolf ausstrahlt, seit 1997 Co-Moderator im heute-journal. Die beiden haben ihren Platz in der zweiten Reihe gefunden und sind damit offenbar ziemlich zufrieden. Ihr Ehrgeiz sei die Beständigkeit, sagte Gause einmal.

Nicht zuletzt ihrer Beständigkeit in Stylingfragen verdanken Gause und Kleber es, dass sie auch in der TV-Parodie Switch Reloaded zu Publikumslieblingen wurden. Gauses unmerklich ins Platinblonde gereiften Pagenkopf erkennt man sofort. Und wiedererkannt, zur Marke zu werden, steigert den Marktwert. Das weiß auch Gause, die die Switch-Reloaded-Albereien "eine Ehre" nennt. Die Sketche spinnen die Vorstellung vieler Zuschauer weiter, die aus ihrer Bildschirm-Koexistenz ableiten, Kleber und Gause könnten mehr teilen als ein Studiopult - was ihr dann doch ein bisschen zu weit geht: "Wir sind kollegial-professionell befreundet."

In ihrem Leben vor Claus gehörte Gundula Gause nach Anfängen im Privatradio und beim jungen Privatsender Sat 1 zur Gründungsmannschaft des Morgenmagazins - einer Art ZDF-Kaderschmiede, die außer ihr etwa auch Maybrit Illner, Peter Frey, Steffen Seibert und Bettina Schausten durchlaufen haben. Außerdem hat Gause noch während ihres Studiums der Politikwissenschaft, Publizistik und Geschichte in Mainz die heute-Nachrichten und das Magazin Nachbarn moderiert.

Wenn Gause sagt "Irgendwann wird die Zeit reif für Neues sein", ist das nicht Ausdruck von Dienstmüdigkeit, sondern entspringt einer realistischen Einschätzung ihres Gewerbes, in dem 25 Jahre zwar keine Ewigkeit sind, aber schon nah dran. Das heute-journal hat seit April einen neuen Redaktionsleiter und der entwickelt womöglich eigene Personalvorstellungen. Solange Kleber keine anderen Ambitionen hegt, erscheint eine Trennung aber schwer vorstellbar. Bedingung für einen neuen Job sei von ihrer Seite aus, dass die Konstellation stimmt, so Gause. Oder anders gesagt: Es gibt wohl leichtere Aufgaben, als in die Fußstapfen von Claus Kleber zu treten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: