20 Jahre Arte:Fundamental anders

Keine Talkshows, keine Sport-Events! Mit diesem Versprechen kämpft Arte-Präsidentin Véronique Cayla gegen den Vorwurf der Verflachung. Zum 20-jährigen Senderjubiläum arbeitet sie an einer gemeinsamen Handschrift für deutsch-französische Koproduktionen. Das Ziel: eine Sonderstellung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Claudia Tieschky

Wenn ein Kanal schon als das Gute schlechthin gegründet wurde: für Europa, den Frieden und die Kunst, was kommt dann noch? Verflachung ist der häufigste Vorwurf an den deutsch-französischen Kultursender Arte, der am 30. Mai vor zwanzig Jahren den Sendebetrieb aufnahm.

20 Jahre Arte

Sie war Geschäftsführerin beim Festival von Cannes und leitete Frankreichs Filmförderung: Arte-Präsidentin Véronique Cayla, 61, begreift ihren Sender als fundamental anders als das ebenfalls gebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche Fernsehen in Deutschland und in Frankreich.

(Foto: dpa)

"Sollten Sie eines Tages Talkshows oder Sport-Events bei Arte sehen, dann hätten Sie allen Grund, sich Gedanken zu machen", sagt Arte-Präsidentin Véronique Cayla, 61, dazu und macht damit auch klar, dass sich Arte als fundamental anders begreift als das ebenfalls gebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche Fernsehen in Deutschland und in Frankreich.

2011 gab Arte für Programme 265 Millionen Euro aus. Gesellschafter sind Arte France und Arte Deutschland (ARD/ZDF). Tatsächlich nehmen die Dritten Programme im Moment eine Entwicklung ins Regionale, die Gemeinsamkeiten mit dem europäischen Arte-Profil verkleinert: Dokus sind nach der Arte-Erstausstrahlung oft nicht mehr in den ARD-Sendern oder dem ZDF zu sehen, die sie mitfinanzieren.

Im Fiktionalen ist es anders; und Serien wie Dominik Grafs Im Angesicht des Verbrechens programmiert Arte flexibler und besser als die ARD. Viel hängt davon ab, wer auf Programmchef Christoph Hauser folgt, der Ende 2012 zum SWR zurückkehrt.

Von Frankreich getrieben hat Arte schnell die Digitalisierung adaptiert und gewissermaßen das Publikum der frühen Themenabende hinter sich gelassen. Cayla spricht heute von einer "Galaxie", wenn sie Plattformen meint, die unabhängig vom Sendeschema Themen im Netz bündelt.

"Gemeinsame Handschriften"

Cayla war Geschäftsführerin beim Festival von Cannes und leitete Frankreichs Filmförderung. Ihr neuester Plan zielt nun, wie sie sagt, darauf, "gemeinsame Handschriften für deutsch-französische Fernsehfilm-Koproduktionen" zu entwickeln. Das könnte Schnittmengen zu den deutschen Gesellschaftern weiter verkleinern, aber gleichwohl eine interessante Idee sein.

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