Der Internetgigant Google vertreibt künftig Bezahlinhalte von Medienunternehmen. Die Anwendung namens "One Pass" ermögliche es den Anbietern, Abonnements, einzelne Artikel oder andere Inhalte im Internet zum Kauf anzubieten, teilte Google-Konzernchef Eric Schmidt am Mittwoch in Berlin mit.
In Deutschland beteiligen sich demnach zunächst die Internetportale Focus Online, stern.de sowie der Axel-Springer-Verlag an dem neuen Bezahlsystem. Gleichzeitig mit dem deutschen Angebot stellte Google seinen neuen Dienst auch mit Partnern in Frankreich, Spanien und den USA vor.
Das Programm biete den Medienkonzernen die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, welche Inhalte sie entgeltlich anbieten wollten, teilte Google mit. Gleichzeitig könnten sie die Inhalte über eine Vielzahl von Plattformen vertreiben, inklusive mobiler Anwendungen.
Bereits in dieser Woche sollen laut Medienkonzernen erste Inhalte mit dem neuen System angeboten werden. Der Axel-Springer-Verlag will One Pass beispielsweise einsetzen, um Spiele der türkischen Fußball-Liga live auf der Website Bild.de zu übertragen. Auftakt sei am Samstag, sagte ein Sprecher. Die Preise sollen zwischen rund 5 und 15 Euro pro Spiel liegen.
Solche Programme könnten den Verlagshäusern helfen, "die Bindung zu den Lesern zu stärken", erklärte der Google-Vizechef für Nord- und Zentraleuropa, Philipp Schindler. "Durch unsere Zusammenarbeit mit den Verlagen und das Experimentieren mit einer Vielzahl von Produkten können wir Technologien anbieten, damit Journalismus auch im Internet erfolgreich ist."
Ein Experiment, das Apple ärgert
Vertreter der drei Medienunternehmen betonten, das neue Bezahlangebot als eine Art Experiment zu verstehen. Einen Tag vor Google hatte Konkurrent Apple am Dienstag einen ähnlichen Dienst vorgestellt. Über den App Store, in dem Nutzer bislang vor allem kleine Programme herunterladen können, sollen Zeitschriftenabonnements für die Nutzer des Tablet-PCs iPad, des Internethandys iPhone und des Internet-Musikspielers iPod vertrieben werden.
Google wird nach eigenen Angaben etwa zehn Prozent des bei "One Pass" erzielten Umsatzes für sich behalten. Das ist relativ wenig verglichen mit einem Anteil von 30 Prozent, den Apple bei der Bestellung von Abos für die iPad-Ausgaben von Zeitungen oder Zeitschriften beansprucht, sofern die Bestellung innerhalb der App erfolgt - also der Software für das Lesen der Artikel.
Zeitungs- und Zeitschriftenverleger in Deutschland kritisieren zudem, dass Apple bei Abos der iPad-Ausgaben einen Anspruch auf die Kundendaten erhebt. Google hat angekündigt, die Daten mit den Unternehmen zu teilen.
Zusätzliche Einnahmequelle
Preis und Dauer des Bezugs eines Abos sollen die Verlage selbst bestimmen. Verlagshäuser erhoffen sich von den Angeboten, wie sie Apple und Google vorstellten, eine zusätzliche Einnahmequelle. Bisher schreiben die meisten Verlage mit ihren Internetangeboten rote Zahlen.
Apple steht aber auch in der Kritik der Verlage wegen Vorgaben zu den Inhalten, die der Technologiekonzern im AppStore anbietet.