40 Prozent des Umsatzes der Agentur kommt aus Verträgen mit Print-Verlagen. An ihnen, vor allem an umsatzstarken Großkunden, müsse sich "jedes Sanierungskonzept notwendigerweise orientieren": Die dapd werde eine Vollagentur bleiben, heißt es. Man wolle die Kunden künftig aber stärker "in die Online-Portale hinein begleiten", also Inhalte für Webseiten der Verlage liefern.
Das Sanierungskonzept ist auch vom Gläubigerausschuss genehmigt worden. Geld zurück verlangen nach Angaben der Geschäftsführung vor allem die Bundesagentur für Arbeit, die das Insolvenzgeld zahlte, das Finanzamt sowie freie Mitarbeiter. Sie werden nach Insolvenzrecht als Gläubiger behandelt, die Einigung mit ihnen, die von der Fecht nun als "guten Ausgleich" bezeichnet, ist aber zugleich für den laufenden Agenturbetrieb notwendig.
Die weitaus größte Summe aber können unter den Gläubigern die Gesellschafter einfordern, die über Jahre hohe Summen in die Firma steckten und sie so bankschuldenfrei hielten. Wie es aus der dapd-Führung heißt, geht es um einen Betrag im zweistelligen Millionenbereich, der allerdings vergleichbar mit Eigenkapital behandelt wird: Vorderwülbecke und Löw würden demnach erst "nachrangig" bedient werden, wenn die anderen abgefunden wurden - falls Geld übrig ist.
Insolvenz als Trick?
Die früheren Mäzene haben mit ihrem Ausstieg viel Vertrauen zerstört. Im dapd-Umfeld hält sich das Gerücht, die beiden hätten die Insolvenz herbeigeführt, um eine schnelle Sanierung zu erzwingen - und dann die abgemagerte Agentur weiterzuführen. Von der Fecht weiß um den damit verbundenen Argwohn.
Es geht um den Verdacht, die Insolvenz sei nur ein Trick und der von den Gesellschaftern vorgeschlagene Interims-Geschäftsführer in Wahrheit ein Gefolgsmann. Von der Fecht hat sich jedenfalls gleich zu Beginn seiner Arbeit per Gesellschafterbeschluss garantieren lassen, nicht weisungsgebunden zu handeln. Es sei "rein theoretisch nicht ausgeschlossen", dass Löw und Vorderwülbecke dapd weiter betreiben wollten, sagt er, ob dies aber praktikabel wäre sei fraglich in Anbetracht der bestehenden Vorbehalte von Kunden, Mitarbeiter und Ko-Investoren.
Wenn es um mögliche Investoren geht, fällt immer wieder der Name des Berliner Nachrichtensenders N24. Er könnte "grundsätzlich ein interessanter Gesprächspartner sein", so von der Fecht. Zugleich wirbt er um Vertrauen bei den Kunden. Mit der ihm eigenen Sachlichkeit hat er die Kündigung der WAZ zur Kenntnis genommen, die seine Sanierung nicht gefährdet, aber an der Reinhardtstraße, wo man mit viel Energie ums Überleben kämpft, wohl als moralischer Schlag empfunden wurde. "Wir sind in interessanten Gesprächen", sagt von der Fecht. Was sonst.