"Independent" und "Evening Standard":Sie legen zusammen

Berichterstattung aus einer Hand: Die beiden traditionsreichen britischen Tageszeitungen "Independent" und "Evening Standard" legen ihre Sport- und Wirtschaftsredaktionen zusammen, um weniger Verluste einzufahren. Der russische Eigner Alexander Lebedew hat den Sparkurs angeordnet.

Christian Zaschke

Die britischen Zeitungen The Independent und London Evening Standard werden künftig deutlich enger zusammenarbeiten. Beide gehören dem russischen Milliardär Alexander Lebedew. In einem ersten Schritt werden die Sport- und die Wirtschaftsredaktionen zusammengelegt. Laut britischen Medien wird das 20 Redakteure den Job kosten. In einem Statement teilten die Blätter mit mit: "Dies ist ein konstruktiver Schritt, der hilft, hohe journalistische Standards zu halten und Kosten zu senken - in einem wirtschaftlichen Klima, unter dem die gesamte Zeitungs-Industrie leidet." Lebedews Verlag hatte diesen Schritt seit geraumer Zeit geplant.

Londoner 'Evening Standard' nun Gratisblatt

Bereits seit 1827 existiert der Evening Standard. Im Jahr 2009 wurde er zu einer Gratis-Zeitung, die in London verteilt wird. Alexander Lebdew hatte für das defizitäre Blatt den symbolischen Preis von einem Pfund bezahlt. EPA/ANDY RAIN

(Foto: dpa)

Der seit 1827 bestehende Evening Standard ist seit 2009 eine Gratis-Zeitung, die in London verteilt wird. Der Independent kostet ein Pfund, er fährt jedoch Verluste ein. Im Vorjahr waren es laut Daily Telegraph 4,6 Millionen Pfund (rund 5,3 Millionen Euro). Im März 2010 hat Alexander Lebedew das defizitäre Blatt zum symbolischen Betrag von einem Pfund gekauft. Zum gleichen Preis hatte er 2009 die Mehrheit am Evening Standard übernommen.

Die Chefredakteure beider Zeitungen versicherten, die Identitäten der Blätter blieben erhalten. Chris Blackhurst vom Independent und Geordie Greig vom Evening Standard betonten, es gebe zum Beispiel keine Pläne, die Nachrichtenredaktionen zusammenzulegen. Beide informierten ihre Belegschaft, die jeweils laut eines vom Guardian zitierten Insiders mit "fassungslosem Schweigen" reagierte. Besonders die Sportredaktionen hatten wohl nicht mit der Fusion gerechnet. Gefährdet sind nun laut Guardian eher nicht die Jobs von Reportern und Spezialisten, da die Zeitungen zu unterschiedlich sind, als dass die Reporter sinnvoll für beide arbeiten könnten. Vielmehr werde es wohl produzierende Redakteure treffen, die für Textauswahl und -bearbeitung zuständig sind.

Eine weitere britische Publikation, die unter fehlenden Einnahmen leidet, hat sich in dieser Woche zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen: Das politisch linksgerichtete Magazin Tribune wird von den Mitarbeitern übernommen; sie wollen den Titel als Kooperative führen. Der bisherige Herausgeber Kevin McGrath hat erklärt, sämtliche Altschulden zu übernehmen, damit die Tribune bei Null beginnen könne. Er wolle alles tun, damit der Übergang gelinge. Er hatte zuvor angekündigt, falls sich kein neuer Besitzer finde, werde das Magazin an diesem Freitag zum letzten Mal erscheinen. Die Tribune besteht seit 1937.

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