Angriffe auf Medien:Impfgegner wollten BBC-Hauptquartier stürmen

Angriffe auf Medien: Lange wurde nur geraunt, jetzt wird ernst gemacht: Die Rundfunkgebühr soll abgeschafft werden.

Lange wurde nur geraunt, jetzt wird ernst gemacht: Die Rundfunkgebühr soll abgeschafft werden.

(Foto: Vuk Valcic /imago images/ZUMA Wire)

Weil sie der BBC Propaganda vorwerfen, wollten Protestierende das Nachrichtenprogramm des Senders stören. Allerdings irrten sie sich beim Gebäude.

Von Dennis Müller

Die Verwirrung war maximal, als die Gruppe von wütenden britischen Impfgegnern das Nachrichtenprogramm der BBC stören wollte: Denn die Protestierenden hatten sich am Montag vor einem Londoner Gebäude versammelt, aus dem die British Broadcasting Company schon seit Jahren kein Programm mehr sendet, wie britische Medien berichten. Auf Youtube-Videos ist zu sehen, wie einzelne Impfgegner das Gebäude stürmen wollten, das sie für das Hauptquartier des Senders hielten. Der Grund ihrer Wut: Die Überzeugung, die BBC betreibe in ihrem Programm "Impfpropaganda".

Die Protestierenden fanden einige Frauen vor, die über die Menopause sprachen

Der Protestzug hatte sich am frühen Nachmittag vor dem "Television Centre" im Westen Londons getroffen. Was die Impfgegner offenbar nicht wussten: Die BBC hat das Gebäude schon 2013 größtenteils verlassen. Die meisten BBC-Mitarbeiter sitzen mittlerweile im "Portland Place", die Demonstranten hatten sich somit um etwa fünf Meilen vertan. Laut dem Bericht gehören der öffentlich-rechtlichen Anstalt nur noch drei Studios im "Television Centre". Diese würden jedoch schon seit Jahren an den Privatsender ITV vermietet. Das führte dazu, dass die Protestierenden vor den Studios standen, in denen ITV unter anderem seine Morningshows und die Frauensendung Loose Women produziert. Co-Moderatorin Charlene White schrieb danach auf Twitter: "Nicht sicher, was die Protestierenden gehofft haben zu erreichen, aber alles, was sie gefunden haben, waren ich, Jane, Nadia und Penny, die sich bei Loose Women über die Menopause unterhalten haben." Weiter dankte sie den Sicherheitskräften.

Unter den Demonstrierenden befand sich auch Piers Corbyn, der Bruder des früheren Labour-Party-Chefs Jeremy Corbyn. In einem Livestream rief der Verschwörungsfabulierer, der zuletzt an einer Bewerbung für das Amt des Londoner Bürgermeisters gescheitert war, dazu auf, das Gebäude "zu übernehmen". Nachdem die Polizei das durch eine Menschenkette vor dem Eingang und einem Helikoptereinsatz verhindern konnte, löste sich der Protest laut Medienberichten ohne Festnahmen auf. Eine kleinere Gruppe habe sich im Anschluss auf den Weg zum tatsächlichen BBC-Hauptquartier gemacht, erregte aber kein weiteres Aufsehen.

Die BBC war zuletzt schon einmal zum Ziel des Protests von Menschen geworden, die die Corona-Maßnahmen der britischen Regierung kritisieren. Im Juni attackierten sie den BBC-Reporter Nick Watt in der Nähe des Parlamentsgebäudes und beleidigten ihn als "Verräter". Die BBC-Nachrichtenchefin Fran Unsworth hatte kürzlich angeregt, dass die Journalisten ihres Hauses angesichts der immer häufiger werdenden Morddrohungen ein Selbstverteidigungstraining absolvieren sollten.

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