Im Fernsehen:Adieu, Glamour

Trixie Wonderland âē Weihnachten mit Trixie Dörfel

Stößchen! Komiker Olli Dittrich als gefallener Star (rechts).

(Foto: Beba Lindhorst/WDR)

Auto schrott, Charity-Unternehmen in der Kritik, Alkoholtest auffällig: Olli Dittrich spielt im neuen Teil seiner TV-Parodie wieder Trixie Dörfel - nun als gefallenen Star. Der Zyklus gehört zum Besten, was das deutsche Fernsehen zu bieten hat. Normalerweise.

Von Hans Hoff

Das "Trixie Wonderland" hat geschlossen. Aus der Villa, in der sich der in die späten Jahre gekommene Kinderstar Trixie Dörfel im vergangenen Jahr als singende Kitsch-Ikone inszenierte, ist die 62-Jährige rausgeflogen. Dann hat sie ein Auto geschrottet, fiel beim Alkoholtest auf, und außerdem stimmt noch etwas nicht mit ihrem angeblichen Charity-Unternehmen, dem WWF, also dem "World Waschbär Fun". Aus dem Boulevardliebling ist binnen Jahresfrist eine Gefallene geworden, eine, die mit dem Aufzug, der sie einst zum Gipfelglanz transportierte, längst den Kellerboden durchschlagen hat und weiter unterwegs ist zum absoluten Tiefpunkt, dokumentiert von einer Promi-Presse, die aus den Objekten ihrer Berichterstattung täglich neue Schlagzeilen herausquetscht, komme, was wolle.

Olli Dittrich setzt mit "Trixie Nightmare" seinen sogenannten TV-Zyklus fort und versteht diesen mit dem Untertitel "Promispezial" angekündigten Halbstünder als "eine Art 'Red-Explosive-Brisant-Panorama-Story im Ersten', als Nachtmagazin". So sagt er es zumindest in einem vom WDR verbreiteten Interview.

Im Normalfall gehören die einzelnen Folgen von Dittrichs TV-Zyklus zum Besten, was das deutsche Fernsehen zu bieten hat. Über die Jahre entstanden unglaublich präzise Abbilder von medialen Phänomenen, die so lebensecht wirkten, dass man oft schon ganz genau hinschauen musste, um die winzigen Abweichungen zu erkennen, die aus jenem Abbild dann eine Parodie machten.

Was aber passiert, wenn das, was man durch Kenntlichmachung parodieren will, von Natur aus schon derart überzeichnet ist, dass jede Konturenverschiebung nur wie eine zusätzliche Nuance des Originals wirkt? In dem Dilemma steckte im vergangenen Jahr ansatzweise schon "Trixie Wonderland", in dem Dilemma steht "Trixie Nightmare" nun knietief.

Nach wie vor spielt Olli Dittrich, Schauspieler, Komiker und Komponist, mit atemberaubender Präzision. Er kann das mehrfach beweisen, denn er ist nicht nur Trixie Dörfel, er spielt auch ihren enttäuschten Ex-Gatten, den Starregisseur Peter Pudl, der gerade mit junger Geliebter im Schlepptau "Babylon München" dreht. Daneben wimmelt es von mit großer Liebe gesetzten Details. Da sind beispielsweise die fein gestreuten Aussagen angeblicher Dörfel-Kollegen, von Iris Berben über Barbara Schöneberger und Jan Josef Liefers bis hin zu Howard Carpendale. Die bemühen sich, irgendwie Gutes über die Gestürzte zu sagen, verschlimmern in Wahrheit aber nur die Krise.

Den schönsten Cameo-Auftritt hat Schuldenberater Peter Zwegat, den man in einer sehr winzigen Szene mehr erahnt, als dass man ihn sieht. Man kennt halt diese Silhouette, die da durch die Tristesse einer Münchner Hochaussiedlung schlurft. So etwas muss man sich als Produktion erst einmal leisten, einen prominenten Protagonisten zu engagieren und ihn dann nur Millisekunden lang im Bild zu halten. Aus so etwas kann man leicht die Leidenschaft lesen, mit der bei der Produktion zur Tat geschritten wurde.

Trotzdem bleibt das Gesamtbild sehr schwammig, denn die Figur der Trixie Dörfel kommt von vorneherein in allen Belangen so überkandidelt daher, dass es sehr offensichtlich keinen Raum mehr dahinter gibt, in den es sich noch zu blicken lohnte. Wenn aber alles Oberfläche ist, fehlen halt diese winzigen Momente, in denen die Frage keimt, ob das, was man da sieht, nicht vielleicht doch ein bisschen echt sein könnte.

Trixie Nightmare - Der tiefe Fall der Trixie Dörfel, Das Erste, 23.45 Uhr.

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