Süddeutsche Zeitung

Hubert Burda Media:Die vierte Generation

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Der Beginn einer neuen Dynastie: Hubert Burda überträgt seinen beiden Kindern Jacob und Elisabeth jeweils 20 Prozent an seinem Verlag. Es ist ein erster Schritt der Machtübergabe.

Marc Felix Serrao

Von einer Dynastie, sagte Hubert Burda im Februar 2010 im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, könne man erst von der vierten oder fünften Generation an sprechen. Wenn das stimmt, dann gibt es seit Mitte Dezember in Deutschland eine neue Verlegerdynastie - zumindest den Beginn davon. Wie die SZ aus dem Umfeld des Unternehmens Hubert Burda Media ( Focus, Bunte, Instyle, Freundin) erfuhr, hat Hubert Burda, 70, der in der Familie in dritter Generation verlegerisch tätig und bisher alleiniger Gesellschafter des Hauses ist, seinen zwei Kindern Jacob, 20, und Elisabeth, 18, schon vor Wochen beim Notar jeweils 20 Prozent seines Verlags übertragen. Das ist zwar noch kein Stabwechsel, aber der erste Schritt der Machtübergabe.

Am diesem Freitagnachmittag kam die Bestätigung des Unternehmens: "Die Hubert Burda Media Holding Kommanditgesellschaft hat mit Wirkung zum 15. Dezember 2010 zwei weitere Gesellschafter erhalten", heißt es da. Der Verleger habe "im Wege der vorweggenommenen Erbfolge jeweils 20 Prozent seines Gesellschaftsanteils an der Hubert Burda Media Holding Kommanditgesellschaft an seine beiden Kinder Jacob Burda und Elisabeth Burda abgetreten". Burda senior bleibe persönlich haftender Gesellschafter.

"Die Kinder werden erben", hatte Hubert Burda bereits vor einem Jahr verkündet. Nun ist es soweit, deutlich früher als alle dachten. Anders als in anderen großen Medienhäusern geht die Frau des Verlegers und Mutter der Erben leer aus: Maria Furtwängler, 44, steigt nicht ins Verlagsgeschäft mit ein.

Jacob und Elisabeth Burda sind jung, im Verlag aber schon länger präsent. Die Tochter hospitierte kürzlich beim People-Heft Bunte und traf dort unter anderem zusammen mit Chefreporter Paul Sahner den 107 Jahre alten Jopie Heesters zu einem fröhlich-morbiden Interview ("Mit Verlaub, das Thema Tod spielt keine Rolle?"). Der Sohn, der in Großbritannien Wirtschaft studiert, war schon mehrfach bei Geschäftsterminen dabei. Seinen ersten größeren Auftritt hatte Jacob Burda im vergangenen Juni in München. Bei Burdas Branchentreff "Digital Lifestyle Design - Women" hielt er eine Rede auf Englisch. Die Aussprache sei perfekt gewesen und auch sonst sei der junge Mann sehr souverän aufgetreten, erzählten Teilnehmer hinterher.

Der Sohn gilt als Print-Skeptiker

Kann es sein, dass bei Burda gelingt, was anderswo nicht gelang: ein friedlicher Generationenwechsel? Der erste Sohn des Verlegers aus erster Ehe, Felix Burda, war 2001 an Krebs gestorben. Ein Schlag für die Familie, auch im Sinne der Dynastie. Dass die beiden Jüngeren nun Interesse am eigenen Haus zeigen, freut den Vater sehr, hört man. Im Verlag heißt es, dass Hubert Burda überhaupt kein Problem damit hat, die Kinder zu sich in die erste Reihe zu holen. Nur die fürsorgliche Mutter sei da noch "zurückhaltend".

Die Geschäfte bei Burda liefen zuletzt durchwachsen. Das Unternehmen, das international mehr als 250 meist knatschbunte Magazine produziert und neben den Bereichen Vertrieb, Vermarktung und Druck heute vor allem auf Erlöse aus digitalen Beteiligungen (Tomorrow Focus AG, Xing AG, DLD) setzt, machte 2009 nur noch 1,59 Milliarden Euro Umsatz - ein Minus von fast zehn Prozent. Burda erwirtschaftete zwar nach wie vor einen soliden Gewinn, aber das alte Kerngeschäft - Magazinjournalismus - wird mehr und mehr zum Nebenschauplatz.

Und die operativen Chefs des Hauses, Paul-Bernhard Kallen und Philipp Welte, agieren deutlich weniger emotional als der musisch und künstlerisch interessierte Verleger. Burda, der den Vorstandsvorsitz 2010 an den 53-jährigen ehemaligen McKinsey-Mann Kallen abtrat, hat alten Weggefährten auch dann noch die Treue gehalten, wenn die schon längst nicht mehr die erforderte Leistung brachten. Man kann so etwas als Schwäche auslegen, man kann es auch menschlich anständig finden. Fest steht, dass der Geduldsfaden heute deutlich kürzer ist. Schwache Titel wurden zuletzt kühl und schnell beerdigt. Erst im Herbst trennte sich Focus, einst der Stolz des Hauses, von 80 Mitarbeitern. Auch seine Zukunft bleibt ungewiss.

Ob die vierte Verlegergeneration Burda daran etwas ändern wird? Jacob Burda, sagen Mitarbeiter, die ihn erlebt haben, spreche schon heute gerne über die Verlagsgeschäfte von morgen. Printprodukten soll der junge Neu-Gesellschafter "äußerst skeptisch" gegenüber stehen. Womöglich liegt es an seiner angelsächsisch geprägten Perspektive. Vielleicht will er seinen künftigen Angestellten aber auch nur ein bisschen Angst zu machen.

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Quelle:
SZ vom 08.01.2011
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