Serien-Aussteiger:Adieu, Ihr Protagonisten!

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Frank Underwood, das war mal. In die letzte Staffel geht House of Cards ohne ihn. (Foto: Christophel/AP, Bearbeitung: SZ)

Und raus bist du: "House of Cards" geht ohne Kevin Spacey als Frank Underwood in die finale Staffel. Es ist nicht die einzige Serie, die ohne ihre Hauptfigur auskommt. Eine Auswahl.

Von SZ-Autorinnen

Zuletzt saß Frank Underwood im Knast, und es sah nicht so aus, als ob ihn da irgendjemand herausholen würde. Schon gar nicht seine Frau Claire, die sein Amt an der Spitze der USA übernommen hatte, und mit diabolischem Blick wissen lässt: nun ist ihre Zeit angebrochen.

Mit diesen Szenen endete die fünfte Staffel House of Cards. Ein Stück Seriengeschichte mit Kevin Spacey und Robin Wright in den Hauptrollen. Und zum Entsetzen des Publikums war zwischenzeitlich eine ganze Weile unklar, ob die Geschichte über den tiefen Fall des US-Präsidenten Underwood weitererzählt werden würde, ob das Geflecht an exzellenten Intrigen je aufgelöst werden würde, ob es der Gefallene je herausschaffen würde aus seiner Zelle.

Denn vor einem Jahr war in der Sexismusdebatte auch der Name des Hauptdarstellers Kevin Spacey gefallen. Mehrere Männer warfen ihm vor, sie sexuell belästigt zu haben. Spacey kündigte an, er wolle sich in Therapie begeben. Seine Agentur löschte seinen Namen, und auch bei Netflix wollte man ihn schnell streichen. Nur: was tun, wo Spacey doch das Gesicht der berühmtesten Eigenproduktion war? Im Trailer zum Finale, das ab 2. November auf Sky und später auf Netflix gezeigt wird, ist ein Grabstein zu sehen. Frank Underwood ist noch tiefer gefallen, er liegt begraben neben seinem verhassten Vater. Der Tod ist eine klassische Lösung, wenn eine Story ohne ihre Hauptfigur weitererzählt werden muss. Aber längst nicht die einzige, wie ein Blick in die Seriengeschichte zeigt. Laura Hertreiter

Der Prinz von Bel Air: Matriarchat

Janet Hubert-Whitten war als Tante Vivian drei Staffeln in Der Prinz von Bel Air dabei. Dann wurde sie ersetzt. (Foto: mauritius images)

Wer ist das? Janet Hubert-Whitten ist als Tante Vivian drei Staffeln lang das schwarze Matriarchat. Sie kämpft für ihren Job, ihre Familie und kann sensationell tanzen (auf dem Foto hinten).

Raus wegen: Laut Vertrag war sie stark an die Show gebunden. Für sie selbst zu stark. Hinzu kam Zoff mit Will Smith, der ihren Neffen spielte: Offenbar hatten die zwei unterschiedliche Vorstellungen, wer der Star der Show sein sollte.

Und dann? Wurde Schauspielerin Daphne Maxwell Reid eingewechselt. Sie ist als Tante sanft, vielen zu sanft. Ab Staffel vier kümmert sie sich vorwiegend um die Familie. Kritik entzündete sich auch daran, dass Reids Haut heller ist als die der Vorgängerin. Carolin Gasteiger

Die Simpsons: Phantomschmerz

Bei den Simpsons wurde zwar keine Figur ausgetauscht. Aber Marges Stimme war auf einmal anders. (Foto: Fox)

Wer ist das? Muss man Marge Simpson wirklich noch vorstellen? Gerüchteweise ist der Schiefe Turm von Pisa ihrer blauen Haarpracht nachempfunden, die genauso unerklärlich unverwüstlich ist wie der Langmut, mit dem sie die Kindereien von Ehemann Homer und Sohn Bart hinnimmt. Weiteres Markenzeichen: die Reibeisenstimme, die ihr 15 Jahre die Schauspielerin Elisabeth Volkmann ( Klimbim) lieh.

Raus wegen: Volkmann starb 2006, aber die Show musste weitergehen.

Und dann? Ersatzweise sprang Angelika Bender ein, seit 2007 wird Marge Simpson von Anke Engelke gesprochen. Die macht ihre Sache gut, aber ein gewisser Phantomschmerz bleibt. David Denk

South Park: Bärenfutter

"Chefkoch" stürzte von der Klippe, weil seine Synchronstimme nicht mehr wollte. (Foto: RTL)

Wer ist das? Jerome Mc Elroy Junior alias "Chefkoch" war mehr noch als für sein Essen für seine zotigen Songs bekannt, mit denen er die Schüler der South Park-Grundschule an seinen sexuellen Eskapaden teilhaben ließ. 2006 gab er den Kochlöffel ab: Er stürzte von einer Klippe und wurde vom Ernährer zur Nahrung, für einen Bären.

Raus wegen: Synchronstimme Isaac Hayes, ja genau, der 2008 verstorbene Soulsänger und bekennende Scientologe, begründete seinen Ausstieg aus der satirischen Animationsserie mit einer "wachsenden Gefühllosigkeit gegenüber spirituellen Anschauungen" - was ein ziemlich guter Scherz ist, aber offenbar sein Ernst war. Bis ihm das auffiel, vergingen schlappe neun Jahre.

Und dann? War der Ofen aus. David Denk

Roseanne: Dummtweet

Roseanne Barr hat sich aus ihrer eigenen Sitcom getwittert. Das Follow-Up zeigt: Es geht auch ohne sie. (Foto: dpa)

Wer ist das? Mit der Sitcom Roseanne wurde Roseanne Barr zur Ikone der prekär lebenden US-Arbeiter - und eine reiche Frau. Eine Neuauflage 21 Jahre nach Serienende holte im März Spitzenquoten, wurde aber nach wenigen Folgen wieder abgesetzt.

Raus wegen: eines Tweets, in dem Trump-Fan Barr eine Beraterin des früheren US-Präsidenten Barack Obama übelst diffamierte. Weder eine Entschuldigung Barrs noch ihr Versprechen, auf Twitter künftig ganz zu verzichten, konnten den Sender ABC und seinen Mutterkonzern Disney besänftigen.

Und dann? Musste Roseanne zum Ärger Barrs sterben, um den Weg freizumachen für einen Neuanfang: Mitte Oktober startete in den USA The Conners - Roseanne ohne Roseanne. David Denk

Two and a Half Men: Krawallo

Auf Charlie Harper (r.) folgte in Two and A Half Men Walden Schmidt. (Foto: Warner Bros.)

Wer ist das? Ein misanthropischer, selbstbezogener Millionär mit Faible für junge Frauen und harte Drinks - die Figur des Charlie Harper in der Sitcom Two and a Half Men dürfte für Charlie Sheen keine allzu große Herausforderung gewesen sein, verbindet beide doch weit mehr als ihr Vorname.

Raus wegen: Hatte Sheen (auf dem Foto rechts) mit dem Bedarf an Entziehungskuren die Macher strapaziert, überspannte er 2011 den Bogen, als er Produzent Chuck Lorre aufs Gröbste beleidigte. Nach einer verkürzten achten Staffel war Schluss für Sheen. Titel seines Folgeprojekts: Anger Management.

Und dann? Internetmilliardär Walden Schmidt (Ashton Kutcher) übernahm Charlies Platz in der Männer-WG in Malibu bis zum Ende der Serie 2015. David Denk

Downton Abbey: Schluchz

Traumpaar aus Downton Abbey: Mary und Matthew. (Foto: Universal Pictures)

Wer ist das? Die holprige Liebesgeschichte zwischen Lady Mary und ihrem Cousin Matthew war das Herz der britischen Adelsserie Downton Abbey. Ihr Glück nach dem Heiratsantrag währte nur eine Staffel lang.

Raus wegen: Schauspieler Dan Stevens hatte Lust auf neue Rollen und so musste Matthew - ausgerechnet! - in der Weihnachtsfolge von 2012 bei einem Autounfall umkommen, auf dem Weg zurück vom Krankenhaus, wo er seinen neugeborenen Sohn besucht hatte.

Und dann? Die Briten schluchzten schockiert in den Christmas Pudding, aber Downton erholte sich, weil es dann eben doch eine Ensemble-Serie war. Mary durfte trauern und heiratete, drei Jahre später, am Ende der letzten Staffel einen anderen attraktiven Mann. Kathleen Hildebrand

Grey's Anatomy: Doktorspiele

Als ginge es nicht auch ohne McDreamy: der ursprüngliche Cast aus Grey's Anatomy. (Foto: Frank Ockenfels/© 2005 ABC, INC.)

Wer ist das? Als Doc Derek Shepherd verdreht Patrick Dempsey in Grey's Anatomy Assistenzärztin Meredith Grey den Kopf. Ihre Liebe übersteht sogar einen Flugzeugabsturz. Und dann wird McDreamy im Frühjahr 2015 in Staffel elf von bislang 15, ganz banal, überfahren.

Raus wegen: Dempsey (auf dem Foto rechts) verhielt sich wie eine Diva am Set und soll außerdem eine Affäre mit einer Mitarbeiterin angefangen haben.

Und dann? Wer behauptet, mit dem Tod Shepherds geht die Krankenhausgeschichte den Bach runter, irrt. Mit Meredith Grey als alleiniger Protagonistin emanzipierte sich die Serie und rückte weibliche Themen in den Fokus. Und lange bleibt sie sowieso nicht allein. Carolin GAsteiger

Traumschiff: Bordexemplar

Kapitän von Bord: Sascha Hehn im Traumschiff. (Foto: Dirk Bartling/dpa)

Wer ist das? Sascha Hehn als Kapitän Victor Burger - ach, wo soll man da anfangen? Diese weiße Uniform, diese besonnene Männlichkeit, die gebräunten Lachfältchen! Eine Rolle wie ein deutscher Schlager aus den Siebzigern.

Raus wegen: Hehn ging. Er fand, das Traumschiff habe den Charme verloren.

Und dann? Alle möglichen Leute brachten sich ins Gespräch. Ansonsten: Glaskugel, Glaskugel. Weihnachten und Neujahr kommen noch die Folgen, die Hehn zu Jahresbeginn 2018 drehte. Für Anfang 2019 sind neue Dreharbeiten geplant. Bis dahin, also bald, muss ein Nachfolger gefunden sein. Oder eine Nachfolgerin. Zum aktuellen Stand teilt das ZDF am Freitag mit: Noch ist der Posten frei. Claudia Tieschky

Desperate Housewives: Luxusproblem

Tränchen in der Serie, Klage im wahren Leben: Nicollette Sheridan (l.) als Edie Britt. (Foto: dpa)

Wer ist das? Unter den fünf Hochglanzhausfrauen, die 180 Folgen lang in Desperate Housewives an ihren Bettgeschichten, an der amerikanischen Vorstadtidylle und einem Mord verzweifeln, ist Edie Britt: das wasserstoffblonde Miststück.

Raus wegen: Sparmaßnahme. Ohne Nicollette Sheridan als Edie Britt (auf dem Foto links) ließen sich laut Showleiter Marc Cherry die Produktionskosten "um bis zu 200 000 Dollar pro Episode" senken. Also starb Edie 2009 bei einem Autounfall. Sie habe ja ohnehin bereits "mit so ziemlich jedem Mann in der Straße geschlafen".

Und dann? Beerdigung, Tränchen, weitertratschen. Im echten Leben aber verklagte Sheridan Cherry wegen unrechtmäßiger Kündigung und einer Ohrfeige, die Geschworenen waren uneins, der Prozess versandete. Laura Hertreiter

© SZ vom 27.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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