"House of Cards" auf Sky:Skrupelloser als Frank Underwood ist nur Claire Underwood

"House of Cards" geht ohne Kevin Spacey in die finale Staffel. Robin Wright übernimmt - und sie ist im US-Präsidentenamt noch skrupelloser, noch berechnender, noch durchtriebener.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Die Herrschaft des mittelalten weißen Mannes ist vorbei. Claire Underwood, die eiskalte Macbeth-Figur im Politikthriller House of Cards, betont das noch einmal sehr deutlich. Ihr Mann Frank ist unter mysteriösen Umständen verstorben, sie ist nun Präsidentin der Vereinigten Staaten, und in der Vorschau auf die sechste und letzte Spielzeit der Netflix-Serie nimmt sie an einer Versammlung ihres Kabinetts teil, das ausschließlich aus Frauen besteht.

Die Handlung dieser an Shakespeare-Dramen angelehnten Erfolgsserie ist freilich von der Realität überholt worden. Frank Underwood (Kevin Spacey) war zu Beginn der Serie im Jahr 2013 - da war Barack Obama noch US-Präsident - ein machiavellistischer Politiker, der es mit Lug und Trug ins Weiße Haus schaffte und dort eher an sich als an die Landsleute dachte. Dann kam im echten Leben Donald Trump und überhöhte die Überhöhung des korrupten Politikers. Und es kam die "Me Too"-Bewegung. Spacey wurde mehrfach der sexuellen Nötigung beschuldigt und als Hauptdarsteller und Produzent gefeuert.

"Es war wie ein Tritt in den Unterleib", sagt Melissa James Gibson, verantwortlich für die Serie, wegen der das Streamingportal weltweit als Produzent hochwertiger Inhalte bekannt wurde. "Wir hatten elf von 13 Folgen ausgearbeitet, dann stürzte das Kartenhaus in sich zusammen." Man habe "rund um die Uhr an den neuen Drehbüchern gefeilt". Frank Underwood war lange immer ein bisschen schlimmer, als man sich echte Politiker vorstellte, noch furchterregender jedoch war seine Frau. Die brachte irgendwann sogar ihre eigene Mutter um, damit die Familie an der Macht blieb. Nun also ist sie an der Reihe.

Es wird in der finalen Staffel, deren acht Folgen am Freitag freigeschaltet werden, um den Tod und das Vermächtnis ihres Mannes gehen, um das Verhältnis des Ehepaars Underwood und um den Einfluss der Wirtschaft auf die Politik. Diane Lane und Greg Kinnear spielen Geschwister, die an die realen Gebrüder Koch angelehnt sind, milliardenschwere Gönner der Republikaner. Es wird aber vor allem um die Frau im Weißen Haus gehen.

"Ich hatte Angst davor, wie es sein würde, diese unsichtbare Mauer zu den Zuschauern zu brechen", sagt Wright darüber, dass ihre Figur nun, wie zuvor Frank Underwood - direkt in die Kamera spricht und mitteilt, wie es läuft in Washington: "Es war erstaunlich, wie schnell man sich daran gewöhnt, diese ungeheuer mächtige Position einzunehmen."

Ohne zu viel zu verraten: Diese grandios gespielte Claire Underwood, eine Frau und Mitglied der Demokraten, ist noch skrupelloser, noch berechnender, noch kälter als ihr Mann. Die Herrschaft des mittelalten weißen Mannes mag vorbei sein, lautet die Botschaft von House of Cards. Es ist jedoch egal, welches Geschlecht, welche Hautfarbe und welches Parteibuch ein Mensch hat: Wer Macht hat, der wird sie missbrauchen.

House of Cards, auf Sky, später auf Netflix.

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