"Hohe Luft" und "Philosophie Magazine":Wird Denken vielleicht Mode?

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Psychologie war mal, Mittelalter auch. Nun boomen Philosophie-Themen: Zwei Neuerscheinungen auf dem Zeitschriftenmarkt richten sich gezielt an Leser, die "Lust am Denken haben".

Claudia Tieschky

Wahrscheinlich wird es noch längere Zeit ungeklärt bleiben, ob Richard David Precht (Deutschland) oder Raphaël Enthoven (Frankreich) der schönere Philosoph ist. Sicher ist, dass beide daran arbeiten, ihre Wissenschaft auch ans Fernsehpublikum zu bringen, somit an den Massenmarkt. Es gibt ja diese Momente, wenn ein akademisches Thema plötzlich modisch wird, die Psychologiewelle war mal so ein Fall oder die Begeisterung für das Mittelalter.

Vielleicht ist der Moment mit Hilfe von Precht, Enthoven und anderen nun für die populäre Darstellung von Philosophie gekommen. Jedenfalls setzen darauf gleich zwei Magazine, die im November neu auf den Markt kommen.

Die Verlegerin Katarzyna Mol, die 2009 Gruner + Jahr das Frauenmagazin Emotion im Management Buy Out abkaufte, hat den Namen ihres Verlagsquartiers in Hamburg zum Titel für ihr zweites Heft erwählt: Das Philosophiemagazin Hohe Luft kommt am 17. November mit einer Druckauflage von 70.000 Stück und zum Preis von acht Euro in den Handel und soll mit langen Lesestücken Menschen interessieren, die "Lust am Denken haben".

Mol, scheint es, hat unbedingt Lust am verlegerischen Handeln. Gründungschefredakteur ist Thomas Vasek (früher P.M. Magazin). Das Interesse an lebensphilosophischen Fragen sei in der globalisierten Welt kontinuierlich gestiegen, sagt Mol, die ein "Bedürfnis nach Reflexion, Sinngebung, Einordnung" sieht. In der Erstausgabe soll es unter anderem um die Fragen gehen: Hätte Macciavelli Griechenland gerettet? und - im Zusammenhang mit Demenz - Was ist eine Person?

Aus Frankreich kommt das zweite Heft zum Thema. Der Verleger Fabrice Gerschel bringt noch in diesem Monat das Philosophie Magazine in Deutschland heraus, wie eine Sprecherin bestätigt. In Frankreich gibt es das zehn Mal pro Jahr erscheinende Heft seit 2006, das zuletzt mit Titelgeschichten wie "Was wir vom Schmerz lernen" oder "Was ist ein guter Staatspräsident?" an den Kiosk kam. Es richtet sich dort nach eigenen Angaben mit einer Druckauflage von 100.000 Exemplaren an ein "neugieriges, kultiviertes, aber nicht fachgelehrtes Publikum".

Hierzulande soll es nicht als Lizenzprodukt von einem deutschen Verlag herausgebracht werden - sondern der Ableger wird bei einem Berliner Schwesterunternehmen als neues Magazin mit gleichem Titel und gleicher Zielsetzung, aber eigenen redaktionellen Inhalten erscheinen. Chefredakteur wird Wolfram Eilenberger ( Philosophie für alle, die noch etwas vorhaben).

Die Kiosk-Philosophie der Verlage geht offensichtlich weiter zum Spezialmagazin statt zum klassischem Zeitschriftenkonzept.

© SZ vom 08.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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