Hörspielserie:Im Kaleidoskop

"We love Israel" erzählt tolldreist über deutsch-jüdisches Leben, die neue Staffel spielt in Berlin. Die Serie ist eine Fiktion, die hart an der Realität entlangsegelt.

Von Stefan Fischer

"Ich bin ein bisschen obsessiv", sagt Loewenstein, während er über den Markt in Tel Aviv schlendert. Fleisch und Blut, das gefällt ihm. Er ist kein Metzger, nicht einmal Gemüsehändler. Er ist eine Figur aus der Hörspielserie We love Israel und an einer nahegelegenen Schauspielschule zu Hause. Den Markt betrachtet er als willkommene Bühne. Denn der Trubel zwischen den Ständen dort trägt hinreichend Realität in Loewensteins Kunst hinein.

Manche Figuren in der zweiten Staffel von Noam Brusilovskys und Ofer Waldmans Hörspielserie sind tatsächlich Schauspieler, die am Maxim Gorki Theater in Berlin arbeiten. Die übrigen sind zumindest großartige Darsteller ihrer eigenen Leben. Und obsessiv, das sind die meisten.

We love Israel ist eine Fiktion, die hart an der Realität entlangsegelt. Mit realen und erfundenen Personen. Es geht um Deutsche und Israelis, um Nicht-Juden und Juden, um ihr Zusammen- und Nebeneinander-her-Leben. Die erste Staffel hatte die Figuren und die Hörer noch nach Israel geführt. Die zweite spielt nun überwiegend in Berlin. Wer etwas über Israel erfahren wolle, könne das genauso gut hier in der deutschen Hauptstadt erledigen, sagt eine der Figuren, die Sprachkurse gibt. Und dann geht es mit vollem Tempo hinein in die pointierten, teils tolldreisten Geschichten.

Es leben inzwischen Tausende Israelis in Berlin, darunter überdurchschnittlich viele Homosexuelle. Die Stadt erleben sie als eine Blase, in der sich bestimmte Milieus entwickelt haben. Diese schützt aber nicht vor der Wirklichkeit, in der es Antisemiten gibt und auch innere Konflikte: "Meine Muttersprache ist nicht die Muttersprache meiner Mutter", sagt ein Mann. Viele Identitätsfragen sind ungeklärt, andere schmerzhaft beantwortet: "Ich bin ein Deutscher", sagt der Nachfahre von Holocaust-Überlebenden. Das hat er inzwischen für sich akzeptiert.

In sieben Episoden bricht sich deutsch-jüdisches Leben wie in einem Kaleidoskop. Es ist die Stärke der Serie, dass sie dieses vielfältige Nebeneinander zulässt. Dass sie witzig ist, manchmal überdreht, und doch sehr klar und hellsichtig bei der Sache. Und sogar konzentrierter als in der ersten Staffel, die mitunter inhaltlich etwas zerfasert ist.

We love Israel, Staffel 2, SWR 2, Folgen 1 bis 4: Donnerstag, 22.03 Uhr; Folgen 5 bis 7: 31. Oktober, 22.03 Uhr. Als Podcast unter swr2.de/hoerspiel.

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