Hörspiel von Alexander Kluge:Notorisch subjektiv

Der 87-jährige hat ein Hörspiel über die Digitalisierung gemacht. In "Das neue Alphabet" stellt er Zusammenhänge her, die man ohne ihn kaum erkannt hätte.

Von Stefan Fischer

Einmal in seinem Leben, sagt Alexander Kluge in seinem Hörspiel Das neue Alphabet, sei er geflohen: Als er von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl erfahren habe, sei er mit seiner Frau und den beiden Kleinkindern nach Portugal gefahren. Im Grund aber macht ihm so schnell nichts Angst. Erst recht nicht die Digitalisierung.

Sie formt eine neue Sprache und buchstabiert damit Das neue Alphabet aus. Der 87-jährige Kluge lernt es wissbegierig. Um es benutzen zu können, vor allem aber auch, um gewappnet zu sein in den Diskursen über und mit künstlicher Intelligenz. Kluge ist notorisch neugierig auf das Neue, er sieht darin aber nicht das prinzipiell Bessere. Algorithmen seien in mancher Hinsicht nützlich, erkennt er an - aber sie taugen nicht, um den Menschen zu definieren. Auch wenn die Silicon-Valley-Konzerne das ganz anders sehen und ihre Milliarden-Geschäfte darauf aufbauen.

Das neue Alphabet, inszeniert von Karl Bruckmaier, versammelt Gespräche und Anekdoten, in denen Kluge der Rationalität der Digitalisierung seine Subjektivität entgegensetzt, erfahrungsgesättigt und widerständig. Kluge holt wie stets weit aus, stellt Zusammenhänge her, die man ohne ihn kaum erkannt hätte. Man folgt ihm gerne ins All, durch die Menschheitsgeschichte sowie kreuz und quer durch unsere Gegenwart - an die Grenzen der Digitalisierung.

Das neue Alphabet, Bayern 2, sonntags, 15 Uhr.

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