Hörspiel "Verschwinden":Bleiben oder gehen?

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(Foto: Illustration: Stefan Dimitrov)

In Elise Wilks Hörspiel "Verschwinden" stellt sich jede Generation in Rumänien diese Frage neu.

Von Stefan Fischer

Martha ist im November 1989 verschwunden, kurz vor dem Ende der Ceaușescu-Diktatur. Sie hat niemandem Bescheid gesagt. Eines Tages war sie weg. Wollte im Westen ein neues Leben anfangen. Ihre Mutter Kathi hingegen wollte, mehr als vierzig Jahre zuvor, unbedingt bleiben. Sie hat deshalb einen Rumänen geheiratet, um bloß nicht nach Sibirien deportiert zu werden. Als Deutschstämmiger in Siebenbürgen hatte ihr dieses Schicksal nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gedroht.

Bleiben oder gehen? Jeder Generation stellt sich diese Frage neu in Elise Wilks Hörspiel Verschwinden. Auch Emma steht vor dieser Entscheidung. Sie ist die Tochter von Martha und die Enkelin von Kathi. Sie muss nicht fliehen, wenn sie ihre Heimat verlassen möchte, muss keinen faulen Kompromiss eingehen, um bleiben zu können. Es ist das Jahr 2007, Rumänien wird Mitglied der EU.

Aber was bedeuten Heimat und Gemeinschaft in einem Land, aus dem Menschen in großer Zahl verschwinden? Wilk erzählt das am Schicksal dieser Frauen entlang. Es ist auch eine Geschichte über die Lügen, die in dieser Familie übereinander kursieren. Über die zersetzende Kraft des Misstrauens. Über das peinigende Gefühl, am falschen Ort zu sein. Verschwinden handelt davon, dass eine äußere stets eine innere Unfreiheit zur Folge hat.

Verschwinden, DLF Kultur, 13. Oktober 2021, 22.03 Uhr.

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