Hörspiel:Stille ist keine Option

"Ruuuuhehee!": Das absurde Hörspiel "Notaufnahme" spielt im Wartebereich eines Krankenhauses. Es erzählt von Ängsten, Ungewissheiten, Hoffnungen und Wünschen der Patienten, während sie auf die Behandlung warten.

Von Stefan Fischer

Kein Handyempfang, nichts zu lesen. Die totale Langeweile beim Warten. Worauf eigentlich? Von Ärzten und Pflegern ist weit und breit keine Spur. Die Patienten sind auf sich selbst zurückgeworfen. Wobei in Ralf N. Höhfelds Hörspiel Notaufnahme nicht einmal klar ist, ob sie einander tatsächlich begegnen oder nicht jeder in einem eigenen Wartebereich versauert. Es sind lauter kurze Szenen, irgendwann pöbelt einer der Patienten, die alle nur Nummern tragen, einen anderen an. Es ist ein Streit darüber, wer ernsthaft verletzt oder erkrankt ist und wer stattdessen mit einer Lappalie den Betrieb aufhält. Dann wieder plärrt einer: "Ist hier jemand?" Er könne hier sterben, niemand würde etwas merken. Was real ist und was in den Köpfen der Menschen stattfindet, ist nicht eindeutig zu entscheiden. Selbst medizinisch Tote und Komapatienten reden mit.

Klatsch über Prominente lenkt ab von der Angst, ernsthaft erkrankt zu sein

Denn Stille ist keine Option, nicht einmal für denjenigen, dem es zu laut ist - was er lauthals kundtut: "Ruuuuhhee!". Dass es keine Zeitschriften gibt in der Notaufnahme, hindert dann auch keinen der Wartenden daran, seine private Ausgabe der Gala zu referieren. Klatsch über Prominente lenkt ab von der Angst, ernsthaft erkrankt zu sein. Sterben zu müssen. Jetzt. "Werden Sie heute auch sterben?" Eine Frau stellt diese Frage tatsächlich.

Es steckt eine Menge Absurdität in den Szenen, das liegt in den Situationen selbst begründet und darin, wie sie zugespitzt werden. Ralf N. Höhfeld, die Regisseurin Heike Tauch und das Ensemble - darunter Boris Aljinovic, Katharina M. Schubert, Dimitrij Schaad, Lisa Hrdina und Leslie Malton - spielen mit dieser Komik. Ohne sich lustig zu machen über die Figuren und den ernst zu nehmenden Teil ihrer Probleme. Notaufnahme selbst ist ein Ventil für die Beklemmungen, die die Vorstellungen von einem Aufenthalt dort wecken.

Notaufnahme, RBB Kultur, Freitag, 22.04 Uhr.

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