Süddeutsche Zeitung

Hörspiel:Neue Heimat

Die Vorlage, der Roman "Die Umsiedler" von Arno Schmidt, spielt in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Losgelöst von der gegenwärtigen Flüchtlingssituation lässt sich das Hörspiel jedoch kaum bewerten.

Von Stefan Fischer

Ein Mann verlädt sein bisschen Besitz und macht sich auf den Weg in den Westen Deutschlands, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Was nach einer aktuellen Geschichte klingt, spielt in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, als etliche Deutsche zwangsumgesiedelt worden sind. Losgelöst von der gegenwärtigen Flüchtlingssituation lässt sich das Hörspiel Die Umsiedler jedoch kaum betrachten. Oliver Sturm hat den Kurzroman von Arno Schmidt auch im Hinblick darauf für NDR und WDR inszeniert, dass er zum Teil der aktuellen Debatte wird.

Arno Schmidt schildert, durchaus autobiografisch, wie der Neuankömmling und seine Frau von den Alteingesessenen als Eindringlinge wahrgenommen werden, als Konkurrenten um Wohnraum und Lebensmittel. Und wie aber auch die Toleranz der Umsiedler enge Grenzen hat. Man kann das Hörspiel als Plädoyer interpretieren für die Integrationskraft der deutschen Gesellschaft, die nach dem Krieg und nach der Wiedervereinigung bereits zwei Mal viel vermocht hat. Die Qualität der Umsiedler ist, dass sich das Hörspiel trotz allem weit genug emanzipiert von den aktuellen Zwischentönen, und als reine literarische Adaption schließlich auch für sich stehen kann.

Die Umsiedler , WDR 3, 19.04 Uhr. Die Langfassung des Hörspiels steht für ein Jahr zum Nachhören unter www.ndr.de/kultur/hoerspiel

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Quelle:
SZ vom 27.04.2017
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