Tausende Seiten Klopapier hat Albert Speer während seiner Haft bekritzelt mit Tagebucheinträgen und Lebenserinnerungen. Aus dem Kriegsverbrechergefängnis Spandau hinausgeschmuggelt hat die Dokumente Rudolf Wolters, der engste Mitarbeiter des Architekten und einstigen NS-Reichsministers. Unleserlich sei Speers Schrift gewesen und doch wie in Stein gemeißelt, erinnert sich Wolters. Schwer in Reinschrift zu bringen. Dafür hat er sich aufgerieben. Aber Speers Worte sind eben: weder auf ewig konservierbar noch überhaupt leicht zu decodieren.
Stephan Krass schildert in seinem Hörspiel Der Speermann das Ende einer Männerfreundschaft - rein aus Wolters Perspektive. Albert Speer hatte sich 1971, fünf Jahre nach seiner Entlassung, losgesagt vom Nationalsozialismus und sich ein Image als "der gute Nazi" aufgebaut. Für Wolters ist das Verrat, Speer habe, so wirft er ihm in einem Brief vor, einen heiligen Eid gebrochen. Matthias Brandt spielt diesen Enttäuschten ohne alles Eifern und Poltern. Das macht Wolters zu einem spannenden Charakter: Weil er als ein Mensch aus der Mitte der bundesrepublikanischen Gesellschaft auftritt.
Der Speermann , bis 1. Oktober nachhörbar unter www.swr.de/swr2/hoerspiel