Doris Schneider, das ist natürlich kein Name, der Glanz ausstrahlt. Aber Doris hat nur diesen, und sonst kaum etwas: Der Pelzmantel, in dem die 18-Jährige nach Berlin aufbricht, ist gestohlen. Das bisschen Geld, das sie mit sich hat, nicht der Rede wert. Allerdings: Ein Ziel hat die junge Frau. Dazu Traute, Selbstbewusstsein, einen nützlichen Pragmatismus und zwar keine Bildung, jedoch einen wachen Verstand. Doris sagt über sich selbst, sie sei „ein Mädchen, das weiter will“. Sie ist die Hauptfigur in Irmgard Keuns Roman Das kunstseidene Mädchen, 1932 erschienen und auch in dieser Zeit handelnd: Die Goldenen Zwanziger sind vorüber, schimmern aber noch nach. Die schlimmsten Folgen der Weltwirtschaftskrise sind überwunden, das Dritte Reich noch trügerisch fern. Regine Ahrem hat den Roman nun fürs Radio bearbeitet und als Hörspiel in zwei Teilen inszeniert, mit Jella Haase in der Rolle der Doris.
Hörspiel:Ich fahre nach Berlin
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Ein Mädchen, das weiter will: In der Hörspielfassung von Irmgard Keuns Roman „Das kunstseidene Mädchen“ schimmert der Sexismus der frühen 1930er in die Gegenwart.
Von Stefan Fischer
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