Hörspiel:Außenansicht

Der US-Reporter Ben Hecht berichtete 1918/19 aus Deutschland - einem Land, das er auf sehr erhellende Weise nicht verstand. Seine Beobachtungen hat der Autor und Regisseur Andreas Ammer zu einem Hörspiel destilliert.

Von Stefan Fischer

Ben Hecht war ein Geschichtenerfinder. Er war darin so gut, dass er zwei Oscars als Drehbuchautor gewonnen hat, für Unterwelt (1927) und Ein charmanter Schurke (1935). Vor seiner Karriere in Hollywood war Hecht Journalist, dabei allerdings mehr Klatschreporter als Korrespondent. Und doch für die Chicago Daily News in Deutschland unterwegs, um über die Revolutionen in Berlin und München und damit die kurzlebige Räterepublik im Winter 1918/19 zu berichten.

Als Chronist der Ereignisse ist der US-Amerikaner eher unzuverlässig. Aber sein Blick von außen auf die Ereignisse ist mitunter so unkonventionell, seine Irritation über die Deutschen und ihre politischen Bestrebungen so nachhaltig, dass beides viel erzählt - nicht nur über ihn, sondern auch über unsere Vorväter. Aus Hechts Beobachtungen hat der Autor und Regisseur Andreas Ammer gemeinsam mit den Musikern Markus und Micha Acher das Hörspiel This is Ben Hecht ... reporting live from the Revolution destilliert.

Es ist die Inszenierung einer Selbstinszenierung. Ammer und die Achers rhythmisieren und musikalisieren die politische Korrespondenz, emotionalisieren diesen Deutschlandbericht also. Sie unterlaufen dabei aber souverän sowohl die Selbststilisierung Hechts als auch eine potenziell zu unterstellende Banalisierung der Ereignisse. Ihr popkultureller Zugang verdeutlicht in der lakonischen Schnoddrigkeit vielmehr etliche Absurditäten und auch Lächerlichkeiten. Vor allem die Schwabinger Polit-Künstler-Bohème findet vor Ben Hecht wenig Gnade.

This is Ben Hecht ... reporting live from the Revolution, Bayern 2, Freitag, 21.05 Uhr. Live an den Münchner Kammerspielen am 15. April.

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