Hörfunktipps:Seltsame Gestalten

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Immer, wenn das Unerwartete passiert, wird es spannend. Wenn Träume in Albträume abgleiten etwa. Einige dieser Radio-Geschichten finden dennoch ein gutes Ende.

Von Stefan Fischer

Riace im Visier der Lega

Im ländlichen Raum verschwinden viele Einrichtungen und Geschäfte, weil nicht mehr genügend Menschen sie nutzen. So ist es auch dem Dorf Riace ergangen im Süden Italiens. Viele Bewohner sind seit den 1950ern fortgezogen auf der Suche nach Arbeit. Doch irgendwann haben der Kindergarten und die Grundschule wieder eröffnet. Weil vor zwanzig Jahren wieder Menschen nach Riace gezogen sind. Jobs sind entstanden, die Wirtschaft kam in Gang. Die neuen Bewohner waren aus ihrer Heimat geflohene Kurden, und die Einheimischen sind mit ihnen zurechtgekommen, weil auch sie von der Wiederbelebung des Ortes profitiert haben. Doch Aureliana Sorrento berichtet in ihrem Feature, dass dies auch schon wieder eine Geschichte aus der Vergangenheit ist. Der neue, rechtsextreme Innenminister Matteo Salvini hat zerstört, was mit viel Engagement aufgebaut worden ist.

Feature, WDR 3, Sonntag, 11.04 Uhr

Lange Nacht

Während dreier Stunden tauchen die Langen Nächte tief in ein Thema ein, befassen sich mal mit diesem und dann mit jenem Aspekt. Eine Art akustisches Schmökern ist das - der Vergleich liegt nahe speziell bei der aktuellen Sendung Erwarte das Unerwartete von Beate Ziegs, denn es geht um Bibliotheken. Die verändern sich gerade massiv durch die Digitalisierung der Bücher, Server werden zum wichtigsten Speicherort anstelle der Regale. Das mag man bedauern, der Bedeutung der Bibliotheken tut dies aber keinen Abbruch: Die Besucherzahlen sind höher als die der Theater und der Museen, und ihre Funktion als Vermittler von Wissen ist hoch zu veranschlagen. Es geht in der Mehrzahl der Beiträge und Gespräche dieser Sendung allerdings gar nicht so sehr um Bücher, sondern vor allem um die Menschen, die sie lesen.

Radiothema, DLF, Samstag, 23.05 Uhr

Sindbads Reisen

Von seinen abenteuerlichen Seefahrten erzählt Sindbad einem Lastenträger gleichen Namens, der nie in die Welt hinausgekommen ist. Sie handeln von tauchenden Inseln, Flügen mit Adlern und Auseinandersetzungen mit dem mächtigen Vogel Rock. Die Geschichten beginnen im Grunde immer mit einem Scheitern - Sindbad kentert mit seinen Schiffen, strandet, wird nicht selten gefangen genommen. Und kann doch immer glücklich entkommen, meistens als Einziger aus seiner Gefolgschaft. Für diese "Erzählung mit Geräuschen und Musik" schlüpft der famose Stefan Wilkening in die Rolle des Sindbad, für die Geräusche und die Musik sind Yogo Pausch, Şeref Dalyanoğlu und Michael Loguntsov verantwortlich. Vier dieser unglaublichen Abenteuer gibt es zu hören, die weiteren Teile am Dienstag, Mittwoch und Freitag zur gleichen Zeit.

Kinderhörspiel, Bayern 2, Montag, 18.30 Uhr

Luna Luna

Ein wunderliches Hörspiel hat Maren Kames geschrieben, und Leopold von Verschuer hat es ganz leicht inszeniert, indem er den Dingen ihre Geheimnisse lässt und der Verzicht auf eine realistische Ebene ein Gewinn ist. Sorgsam ist das Ensemble dafür ausgewählt: Da ist der neue Träger des Iffland-Rings, Jens Harzer, mit seiner filigranen Stimme, da ist Jürgen Holtz, bei dem die Dinge gerne märchenhaft klingen. Marina Frenk ist dabei und Martin Engler. Ihre Figuren springen aus irgendwie noch vorstellbaren Situationen umstandslos hinein in komplett fantastische, interstellare. Tiere treten auf, allerhand seltsame Gestalten, sogar der Sheitan. Eine offenkundige Logik existiert nicht. Im Zentrum steht ein Mädchen, genauer: ein Mödchen. Was es erzählt, ist traumartig, droht immer wieder ins Albtraumhafte zu kippen.

Hörspiel, DLF Kultur, Sonntag, 18.30 Uhr

© SZ vom 10.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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