Die Nacht von Lissabon
Hörspiel, Bayern 2, Sonntag, 20.15 Uhr
Ein Mann, der sich Schwarz nennt, ist aus Deutschland geflohen. Sein Schwager, ein Gestapo-Beamter, ist ihm auf den Fersen. Schwarz hat es gemeinsam mit seiner Frau bis nach Portugal geschafft, sie besitzen Visa für die USA und Tickets für die Schiffspassage. Doch er geht nicht an Bord, schenkt die Dokumente einem Landsmann - wenn der dafür die Nacht vor der Überfahrt mit ihm verbringt. Schwarz braucht jemanden, der seine Lebensgeschichte anhört, die gerade ihren tragischen Höhepunkt erreicht hat. Max von Pufendorf und Max Simonischek umkreisen sich in diesem Dialog, der Beschenkte wittert einen Haken, der Freigiebige will ihn nicht von selbigem lassen. Tatsächlich hat die Offerte einen Preis. Silke Hildebrandt hat Erich Maria Remarques Roman über Fluchtversuche vor den Nazis als Zweiteiler fürs Radio inszeniert. Teil 2 am Montag, 21.05 Uhr.
Unten am Fluss
Kinder-Hörspiel, SWR 2, Samstag, 14.05 Uhr
Eine apokalyptische Geschichte, die tiefer geht als die meisten Parabeln, in denen Tiere in Gefahr über sich hinauswachsen. Der Klassiker von Richard Adams, den Leonhard Koppelmann 2006 als Hörspiel-Dreiteiler inszeniert hat, handelt von einem gesellschaftlichen Umbruch, einer Machtverschiebung, einem Aufbruch in eine Zukunft, von dem ungewiss ist, ob er tatsächlich vielversprechend ist. Das Kaninchen Fiver sieht großes Unheil heraufziehen. Um wenigstens einen Teil der Gemeinschaft zu retten, muss er Regeln brechen und Verrat begehen. Die Produktion ist hervorragend besetzt, mit Sophie Rois, Peter Fricke, Marc Hosemann, Jens Wawrczeck ... und sie gibt neben der Dynamik der Actionszenen auch den spannenden gruppendynamischen Prozessen Raum. Weitere Teile am 5. und 6. Juni, 14.05 Uhr.
Herzbefellt, ein Nachrufen
Hörspiel, DLF Kultur, Sonntag, 18.30 Uhr
Vor einem Jahr ist die österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcker gestorben. Dieses halbstundenkurze Hörspiel von Frieda Paris nun ist ein eigenwilliger, poetischer Nachruf zum Jahrestag, eine Verneigung vor Mayröcker: "Ich war nie wortloser als in ihrer Gegenwart", heißt es an einer Stelle ehrfürchtig. Doch Paris gelingt es durchaus, Worte zu finden für Mayröckers Schreiben, das diese selbst als "Zwischending zwischen Verständlichkeit und Abstraktion" bezeichnet hat. Herzbefellt ist ein akustisches Tasten hinein in die Gedankenwelt und den literarischen Rhythmus der Gewürdigten, auch durch die melodische Inszenierung der Regisseurin und Musikerin Ulrike Haage. Im Anschluss läuft Mayröckers Hörspiel Gefälle von 1971, auch das eine Art Nachruf - auf den verunglückten Rennfahrer Jochen Rindt.
Unter dem Milchwald
Hörspiel-Klassiker, HR 2, Sonntag, 14.05 Uhr
Dylan Thomas' Hörspiel ist eines der berühmtesten überhaupt. Allein in Deutschland wurde es fünf Mal inszeniert, darunter auch in einer niederdeutschen Dialektfassung. Dies hier ist die erste deutsche Adaption, von 1954, ein Jahr nach der Ursendung bei der BBC. Thomas schildert einen Tag in einem fiktiven walisischen Fischerdorf, Llareggub, wobei es vor allem um das Innenleben geht, um die Träume und geheimen Gedanken der Bewohner. Auf seine eigene Weise überbordend ist auch Magda Woitzucks Xerxes und die Stimmen aus der Finsternis - ein Hörspiel über die Blutbäder der Männer, ihr Machtstreben, ihre Perfidie. Und über den oft subtilen Widerstand der Frauen. Nach einem wilden Ritt durch die Jahrhunderte spielt Xerxes am Ende dann sogar noch eine zentrale Rolle in der Frühgeschichte des Radios.